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Unfragen und Umfragen: Wenn Meinungsforschung Meinung macht

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Wir konsumieren Eindeutigkeit: 2,5 Milliarden Euro pro Jahr geben deutsche Politik und Wirtschaft für quantitative Meinungsforschung aus, 150 Umfragen beauftragt allein das Bundeskanzleramt jährlich. Doch nach Wahlkämpfen, die mitunter von Bots und sogenannten Fake News bestimmt wurden, scheint es immer schwieriger, diese Eindeutigkeit zu finden. Große Medien nutzen zur Steigerung ihrer Engagement-Raten häufig einfache Klick-Tools, um Meinungen abzufragen. Welche Meinungen diese Ergebnisse widerspiegeln ist fraglich.
  • Janina Mütze
  • Christian Humborg

Es gibt klare Qualitätskriterien an die Meinungsforschung: Diese betreffen die Erhebung (Stichwort: Reliabilität, Validität), aber auch die Transparenz bei der Veröffentlichung von Ergebnissen. Das wird nicht bei allem, was Meinung macht, eingehalten:

  1. Veröffentlicht wird natürlich nur das, was nutzt. So bedeuten 150 Umfragen des Bundeskanzleramts auch 150 Mal Informationsvorsprung gegenüber all' denjenigen, die sich die teure Auftragsarbeit nicht leisten können.

  2. Fast jede sich selbst als Qualitätsmedium definierende Plattform macht nicht-repräsentative “Online-Umfragen” und veröffentlicht ihre Ergebnisse als ob es verlässliche Umfragen wären. “Interaktion mit der Community” über Social Media Kanäle erhöhen den Druck auf diesen Unsinn. Auch die heiß diskutierten Bots können Meinung beeinflussen und verstärken werden. Das hat der US-Wahlkampf gezeigt.

  3. Dazu kommt, dass viele Auftraggeber wissen, wie man bei einem der 116 deutschen Meinungsforschungsinstitute das Motto „Wer die Musik bezahlt, bestimmt die Melodie" anwenden kann.

Wir glauben, dass Technologie helfen kann, verlässliche Daten zur öffentlichen Meinung zu gewinnen. Und zwar, indem wir jedem Zugang zu repräsentativen Umfragen und den entsprechenden Ergebnissen geben.

Damit tauchen neue Fragen auf: Wie sieht eine Technologie aus, die die Meinungsforschung in die Hand von uns allen legt? Eine Technologie, die die wissenschaftlichen Methoden der Institute kostenlos zur Verfügung stellt und überprüfbar arbeitet? Wie verändert sich Demokratie, wenn Bürger statt Clicktivismus und Online-Petitionen das scharfe Schwert der wissenschaftlichen Meinungsforschung nutzen könnten?

Wir brauchen Transparenz in der Meinungsforschung: Transparenz über Auftraggeber, Transparenz über Methoden und Transparenz über Ergebnisse, auch wenn sie dem Auftraggeber nicht passen. Politische Akteure machen sich lächerlich, wenn sie vor Einflussnahme im Wahlkampf warnen, aber Umfrageergebnisse horten. Medienhäuser müssen ihrem Auftrag verpflichtet sein: Der Wahrheit und nicht Tools, die lediglich Klickzahlen steigern. Wie sonst soll der User feststellen, was Quatsch ist.

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  • Janina Mütze
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Es gibt klare Qualitätskriterien an die Meinungsforschung: Diese betreffen die Erhebung (Stichwort: Reliabilität, Validität), aber auch die Transparenz bei der Veröffentlichung von Ergebnissen. Das wird nicht bei allem, was Meinung macht, eingehalten:

  1. Veröffentlicht wird natürlich nur das, was nutzt. So bedeuten 150 Umfragen des Bundeskanzleramts auch 150 Mal Informationsvorsprung gegenüber all' denjenigen, die sich die teure Auftragsarbeit nicht leisten können.

  2. Fast jede sich selbst als Qualitätsmedium definierende Plattform macht nicht-repräsentative “Online-Umfragen” und veröffentlicht ihre Ergebnisse als ob es verlässliche Umfragen wären. “Interaktion mit der Community” über Social Media Kanäle erhöhen den Druck auf diesen Unsinn. Auch die heiß diskutierten Bots können Meinung beeinflussen und verstärken werden. Das hat der US-Wahlkampf gezeigt.

  3. Dazu kommt, dass viele Auftraggeber wissen, wie man bei einem der 116 deutschen Meinungsforschungsinstitute das Motto „Wer die Musik bezahlt, bestimmt die Melodie" anwenden kann.

Wir glauben, dass Technologie helfen kann, verlässliche Daten zur öffentlichen Meinung zu gewinnen. Und zwar, indem wir jedem Zugang zu repräsentativen Umfragen und den entsprechenden Ergebnissen geben.

Damit tauchen neue Fragen auf: Wie sieht eine Technologie aus, die die Meinungsforschung in die Hand von uns allen legt? Eine Technologie, die die wissenschaftlichen Methoden der Institute kostenlos zur Verfügung stellt und überprüfbar arbeitet? Wie verändert sich Demokratie, wenn Bürger statt Clicktivismus und Online-Petitionen das scharfe Schwert der wissenschaftlichen Meinungsforschung nutzen könnten?

Wir brauchen Transparenz in der Meinungsforschung: Transparenz über Auftraggeber, Transparenz über Methoden und Transparenz über Ergebnisse, auch wenn sie dem Auftraggeber nicht passen. Politische Akteure machen sich lächerlich, wenn sie vor Einflussnahme im Wahlkampf warnen, aber Umfrageergebnisse horten. Medienhäuser müssen ihrem Auftrag verpflichtet sein: Der Wahrheit und nicht Tools, die lediglich Klickzahlen steigern. Wie sonst soll der User feststellen, was Quatsch ist.

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