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Nun komm der Heiden Heiland

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Willkommensgruß für einen schlicht gekleideten Mann auf einem Esel

Festlich, glänzend, strahlend klingt es, wenn Könige begrüßt werden. Ein Komponist der Barockzeit mag dafür eine französische Ouvertüre wählen. Da hat man schon vor Augen, wie der König mit seinem Hofstaat hereinstolziert und die Kronjuwelen blitzen. Zu einer Ouvertüre schritt früher in der französischen Oper ja auch tatsächlich der König in seine Loge und nahm – für alle gut sichtbar – auf seinem Samtsessel Platz. Im Eingangssatz von Johann Sebastian Bachs Kantate "Nun komm der Heiden Heiland" wird dagegen "der Heiden Heiland" willkommen geheißen, ein junger Mann, schlicht gekleidet, er sitzt auf einem Esel. Bach macht ihm musikalisch den Hof, als wäre er ein König.

Der Beginn des neuen Kirchenjahres

Und noch einen Grund wird es haben, dass dieser Auftakt hier so opulent ausfällt: Bach hat die Kantate für den 1. Advent komponiert, mit dem 1. Advent beginnt das neue Kirchenjahr. Das will gebührend gefeiert werden, selbst wenn die Adventszeit früher Fastenzeit war und die Komponisten auch musikalisch eher zur Sparsamkeit aufgerufen waren. Mit großer Geste, im markanten Galopprhythmus, rollen die Violinen den roten Teppich aus. Dann setzt der Gesang ein: "Nun komm, der Heiden Heiland". In langen Noten, eindringlich, wird hier die Choralmelodie vorgestellt. Eine klare und kraftvolle Melodie. So etwas kann nur ein Mensch schreiben, der überzeugt davon ist, dass der Heiland auch wirklich kommt.

Lied eines großen abendländischen Kirchenvaters aus dem 4. Jahrhundert

Auch wenn Johann Sebastian Bach dafür sicher ein guter Kandidat gewesen wäre: Melodie und Text dieses Liedes stammen nicht von ihm, sondern von Ambrosius von Mailand, einem der großen abendländischen Kirchenväter, der im 4. Jahrhundert gelebt hat. Er hat nicht nur viel für die Erneuerung der Kirche getan, sondern auch für die Kirchenmusik. Ambrosius entwickelte eine spezielle Form des liturgischen Gesangs, die er aus der Ostkirche kannte. Er führte Antiphonen in die Liturgie ein - Gesänge, mit denen man Psalmen und biblische Texte umrahmt – und Hymnen, also geistliche Lob- und Preislieder. Sie wurden einstimmig gesungen, die Texte sind in lateinischer Sprache. "Veni redemptor gentium", dieser altkirchliche Hymnus von Ambrosius von Mailand, heißt wörtlich übersetzt: "Komm, Erlöser der Völker". Erlösen bedeutet im biblischen Sinne: einen Menschen loskaufen, der Schulden gemacht hat und wegen Zahlungsunfähigkeit als Sklave genommen wurde; ihn lösen, ihn auslösen. Eine der frühesten Übertragungen ins Deutsche lautet darum auch: "Komm, heiden heiland, Lösegeld". Jesus also als Lösegeld! Wie sehr hat sich dieser Begriff gewandelt, der heute ja nur noch im kriminalistischen Kontext vorkommt.

Bearbeitung von Martin Luther

Eine der berühmtesten Bearbeitungen dieses mittelalterlichen Hymnus von Ambrosius von Mailand verdanken wir Martin Luther. Er hat den Text übersetzt und die Melodie bearbeitet, sich aber im Großen und Ganzen ans Original gehalten. Luthers Lied erschien 1524 ; über 1000 Jahre nach der ursprünglichen Fassung. Luthers Deutsch ist hier ziemlich spröde und nicht immer gut zu verstehen. Vor allem die 1. Strophe fordert einen sprachlich heraus:
"Nun komm der Heiden Heiland,
der Jungfrauen Kind erkannt,
dass sich wunder alle Welt,
Gott solch Geburt ihm bestellt".

Quelle: 1. Strophe des Lieds "Nun komm der Heiden Heiland"

Und zwar uneingeschränkt alle Menschen, die "Heiden", die "gentes", alle Völkerschaften dieser Erde. Schwieriger wird es mit "Der Jungfrauen Kind erkannt". Wörtlich sagen die lateinischen Worte "ostende partum virginis": Zeige, offenbare, erkläre die Geburt durch die Jungfrau. Wir mögen erkennen, dass Jesus das Kind Marias ist. Eigentlich ist es ja undenkbar, dass ein Erlöser von einem Menschen geboren wird, wir mögen aber Abstand nehmen von unseren allzugewohnten Denkschemata und das Menschenkind als den Erlöser erkennen. "Dass sich wunder alle Welt" heißt es dann. Wir Menschen sollen umdenken und eine neue Sicht aufs Leben bekommen, uns wundern. In der letzten Zeile wird es dann wieder undurchsichtiger: "Gott solch Geburt ihm bestellt". "Talis partus decet deum" heißt der lateinische Text: "Eine solche Geburt steht Gott gut". Gott also ist nicht fern und unerreichbar, sondern uns menschlich ganz nahe, er ist für uns da und befreit uns mit dieser Geburt. Diese erste Strophe von "Nun komm, der Heiden Heiland" ist zwar die unverständlichste, aber auch die zentrale, denn um die Geburt, um die Ankunft Jesu geht es ja in der Advents- und Weihnachtszeit. Die anderen Strophen erzählen vom Weg des Erlösers; immer wieder wird dabei seine Natur als Gott und Mensch dargestellt. Und am Schluss werden Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist gepriesen.
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Festlich, glänzend, strahlend klingt es, wenn Könige begrüßt werden. Ein Komponist der Barockzeit mag dafür eine französische Ouvertüre wählen. Da hat man schon vor Augen, wie der König mit seinem Hofstaat hereinstolziert und die Kronjuwelen blitzen. Zu einer Ouvertüre schritt früher in der französischen Oper ja auch tatsächlich der König in seine Loge und nahm – für alle gut sichtbar – auf seinem Samtsessel Platz. Im Eingangssatz von Johann Sebastian Bachs Kantate "Nun komm der Heiden Heiland" wird dagegen "der Heiden Heiland" willkommen geheißen, ein junger Mann, schlicht gekleidet, er sitzt auf einem Esel. Bach macht ihm musikalisch den Hof, als wäre er ein König.

Der Beginn des neuen Kirchenjahres

Und noch einen Grund wird es haben, dass dieser Auftakt hier so opulent ausfällt: Bach hat die Kantate für den 1. Advent komponiert, mit dem 1. Advent beginnt das neue Kirchenjahr. Das will gebührend gefeiert werden, selbst wenn die Adventszeit früher Fastenzeit war und die Komponisten auch musikalisch eher zur Sparsamkeit aufgerufen waren. Mit großer Geste, im markanten Galopprhythmus, rollen die Violinen den roten Teppich aus. Dann setzt der Gesang ein: "Nun komm, der Heiden Heiland". In langen Noten, eindringlich, wird hier die Choralmelodie vorgestellt. Eine klare und kraftvolle Melodie. So etwas kann nur ein Mensch schreiben, der überzeugt davon ist, dass der Heiland auch wirklich kommt.

Lied eines großen abendländischen Kirchenvaters aus dem 4. Jahrhundert

Auch wenn Johann Sebastian Bach dafür sicher ein guter Kandidat gewesen wäre: Melodie und Text dieses Liedes stammen nicht von ihm, sondern von Ambrosius von Mailand, einem der großen abendländischen Kirchenväter, der im 4. Jahrhundert gelebt hat. Er hat nicht nur viel für die Erneuerung der Kirche getan, sondern auch für die Kirchenmusik. Ambrosius entwickelte eine spezielle Form des liturgischen Gesangs, die er aus der Ostkirche kannte. Er führte Antiphonen in die Liturgie ein - Gesänge, mit denen man Psalmen und biblische Texte umrahmt – und Hymnen, also geistliche Lob- und Preislieder. Sie wurden einstimmig gesungen, die Texte sind in lateinischer Sprache. "Veni redemptor gentium", dieser altkirchliche Hymnus von Ambrosius von Mailand, heißt wörtlich übersetzt: "Komm, Erlöser der Völker". Erlösen bedeutet im biblischen Sinne: einen Menschen loskaufen, der Schulden gemacht hat und wegen Zahlungsunfähigkeit als Sklave genommen wurde; ihn lösen, ihn auslösen. Eine der frühesten Übertragungen ins Deutsche lautet darum auch: "Komm, heiden heiland, Lösegeld". Jesus also als Lösegeld! Wie sehr hat sich dieser Begriff gewandelt, der heute ja nur noch im kriminalistischen Kontext vorkommt.

Bearbeitung von Martin Luther

Eine der berühmtesten Bearbeitungen dieses mittelalterlichen Hymnus von Ambrosius von Mailand verdanken wir Martin Luther. Er hat den Text übersetzt und die Melodie bearbeitet, sich aber im Großen und Ganzen ans Original gehalten. Luthers Lied erschien 1524 ; über 1000 Jahre nach der ursprünglichen Fassung. Luthers Deutsch ist hier ziemlich spröde und nicht immer gut zu verstehen. Vor allem die 1. Strophe fordert einen sprachlich heraus:
"Nun komm der Heiden Heiland,
der Jungfrauen Kind erkannt,
dass sich wunder alle Welt,
Gott solch Geburt ihm bestellt".

Quelle: 1. Strophe des Lieds "Nun komm der Heiden Heiland"

Und zwar uneingeschränkt alle Menschen, die "Heiden", die "gentes", alle Völkerschaften dieser Erde. Schwieriger wird es mit "Der Jungfrauen Kind erkannt". Wörtlich sagen die lateinischen Worte "ostende partum virginis": Zeige, offenbare, erkläre die Geburt durch die Jungfrau. Wir mögen erkennen, dass Jesus das Kind Marias ist. Eigentlich ist es ja undenkbar, dass ein Erlöser von einem Menschen geboren wird, wir mögen aber Abstand nehmen von unseren allzugewohnten Denkschemata und das Menschenkind als den Erlöser erkennen. "Dass sich wunder alle Welt" heißt es dann. Wir Menschen sollen umdenken und eine neue Sicht aufs Leben bekommen, uns wundern. In der letzten Zeile wird es dann wieder undurchsichtiger: "Gott solch Geburt ihm bestellt". "Talis partus decet deum" heißt der lateinische Text: "Eine solche Geburt steht Gott gut". Gott also ist nicht fern und unerreichbar, sondern uns menschlich ganz nahe, er ist für uns da und befreit uns mit dieser Geburt. Diese erste Strophe von "Nun komm, der Heiden Heiland" ist zwar die unverständlichste, aber auch die zentrale, denn um die Geburt, um die Ankunft Jesu geht es ja in der Advents- und Weihnachtszeit. Die anderen Strophen erzählen vom Weg des Erlösers; immer wieder wird dabei seine Natur als Gott und Mensch dargestellt. Und am Schluss werden Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist gepriesen.
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