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Geschichten aus der Mathematik | Gottfried Wilhelm Leibniz und der ewige Streit mit Newton
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Gottfried Wilhelm Leibniz: Pionier oder Plagiator?
Gottfried Wilhelm Leibniz ist das, was man gemeinhin einen Universalgelehrten nennt. Bekannt ist er als Philosoph und Mathematiker — er ist aber auch promovierter Jurist, hat in Paris als politischer Berater gearbeitet, Pläne für ein U-Boot und den ersten Taschenrechner entwickelt, sich mit haltbarer Nahrung für Soldaten beschäftigt oder mit einem Beweis dafür, dass es das Unbewusste gibt. Kurzum: Es gibt kaum etwas, womit er sich nicht auseinandergesetzt hat. Er ist erfolgreich, hat einen guten Ruf als Wissenschaftler und wird daraufhin in die Royal Society aufgenommen, eine britische Gelehrtengesellschaft zur Wissenschaftspflege.
Im Jahr 1684 veröffentlicht Leibniz einen mathematischen Aufsatz, der Aufsehen erregt. Allerdings nicht nur, weil die Entdeckungen, die er darin mit der Welt teilt, bahnbrechend sind — sondern vor allem, weil fünf Jahre später ein Mathematiker-Kollege um die Ecke kommt und schwere Vorwürfe gegen Leibniz erhebt. „Der Vorwurf lautet, dass Leibniz Newtons Entdeckung geklaut hat und als seine eigene verkauft. Und auf diesen Zug springen viele Mathematiker auf. Was hier beginnt, wird einen der größten Plagiatsskandale der Geschichte auslösen“, erklärt Mathematiker Demian Nahuel Goos.
Leibniz vs. Newton
Die Plagiatsvorwürfe spalten die Mathe-Community — die einen beziehen Stellung für Leibniz, die anderen für Newton. Zwar hat Leibniz seine Theorie drei Jahre vor Newton veröffentlicht, allerdings hat Newton seine Grundidee schon in den 1660ern entwickelt, also gut 20 Jahre vor Leibniz‘ Veröffentlichung. Die Gegner des Universalgelehrten vermuten, Leibniz habe aus Briefen von Newton abgeschrieben — denn wie könne es sein, dass zwei Mathematiker innerhalb von so kurzer Zeit auf die gleiche Idee kommen, ein mathematisches Problem zu lösen, mit dem sich schon die Griechen in der Antike herumgeschlagen haben?
Manon Bischoff, Mathe-Redakteurin bei Spektrum der Wissenschaft, ordnet die Tragweite der Entdeckungen ein: „Es gibt Probleme in der Mathematik, die sind schon tausende Jahre alt. Und jetzt kommen Newton und Leibniz und lösen diese Probleme, indem sie ein komplett neues Gebiet der Mathematik erfinden: Die Analysis.“
Die Analysis soll die Mathematik umwälzen — und der Plagiatsskandal soll fast 30 Jahre andauern. Immer wieder kocht der Streit hoch, immer wieder schlagen sich Mathematiker auf die Seite des einen oder des anderen Streithahns — teils mit unlauteren Mitteln. Die ganze Schlammschlacht endet erst 1716 mit Leibniz‘ Tod.
Wer geht als Gewinner aus dem Streit hervor? Welches antike Paradoxon konnte mithilfe der Analysis endlich rechnerisch gelöst werden — und wie? Darüber sprechen detektor.fm-Moderatorin Charlotte Thielmann, Spektrum der Wissenschaft-Redakteurin Manon Bischoff und Mathematiker Demian Nahuel Goos in dieser Folge von „Geschichten aus der Mathematik“.
„Geschichten aus der Mathematik“ ist ein detektor.fm-Podcast in Kooperation mit Spektrum der Wissenschaft. Die Idee für diesen Podcast ist am MIP.labor entstanden, der Ideenwerkstatt für Wissenschaftsjournalismus zu Mathematik, Informatik und Physik an der Freien Universität Berlin, ermöglicht durch die Klaus Tschira Stiftung.
Chapters
1. Universalgelehrter Gottfried Wilhelm Leibniz (00:02:08)
2. Plagiatsvorwürfe: Leibniz vs. Newton (00:05:11)
3. Showdown in der Royal Society (00:09:30)
4. Das Paradoxon von Achilles und der Schildkröte (00:12:13)
5. Anti-Unendlichkeiten oder: Infinitesimale (00:14:36)
6. Die Lösung des Paradoxons (00:15:53)
7. Infinitesimalrechnung = Analysis (00:18:28)
8. Das Ende des Plagiatsstreits (00:19:04)
9. Analysis heute (00:20:32)
10. Verabschiedung (00:23:00)
6151 episodes
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Gottfried Wilhelm Leibniz: Pionier oder Plagiator?
Gottfried Wilhelm Leibniz ist das, was man gemeinhin einen Universalgelehrten nennt. Bekannt ist er als Philosoph und Mathematiker — er ist aber auch promovierter Jurist, hat in Paris als politischer Berater gearbeitet, Pläne für ein U-Boot und den ersten Taschenrechner entwickelt, sich mit haltbarer Nahrung für Soldaten beschäftigt oder mit einem Beweis dafür, dass es das Unbewusste gibt. Kurzum: Es gibt kaum etwas, womit er sich nicht auseinandergesetzt hat. Er ist erfolgreich, hat einen guten Ruf als Wissenschaftler und wird daraufhin in die Royal Society aufgenommen, eine britische Gelehrtengesellschaft zur Wissenschaftspflege.
Im Jahr 1684 veröffentlicht Leibniz einen mathematischen Aufsatz, der Aufsehen erregt. Allerdings nicht nur, weil die Entdeckungen, die er darin mit der Welt teilt, bahnbrechend sind — sondern vor allem, weil fünf Jahre später ein Mathematiker-Kollege um die Ecke kommt und schwere Vorwürfe gegen Leibniz erhebt. „Der Vorwurf lautet, dass Leibniz Newtons Entdeckung geklaut hat und als seine eigene verkauft. Und auf diesen Zug springen viele Mathematiker auf. Was hier beginnt, wird einen der größten Plagiatsskandale der Geschichte auslösen“, erklärt Mathematiker Demian Nahuel Goos.
Leibniz vs. Newton
Die Plagiatsvorwürfe spalten die Mathe-Community — die einen beziehen Stellung für Leibniz, die anderen für Newton. Zwar hat Leibniz seine Theorie drei Jahre vor Newton veröffentlicht, allerdings hat Newton seine Grundidee schon in den 1660ern entwickelt, also gut 20 Jahre vor Leibniz‘ Veröffentlichung. Die Gegner des Universalgelehrten vermuten, Leibniz habe aus Briefen von Newton abgeschrieben — denn wie könne es sein, dass zwei Mathematiker innerhalb von so kurzer Zeit auf die gleiche Idee kommen, ein mathematisches Problem zu lösen, mit dem sich schon die Griechen in der Antike herumgeschlagen haben?
Manon Bischoff, Mathe-Redakteurin bei Spektrum der Wissenschaft, ordnet die Tragweite der Entdeckungen ein: „Es gibt Probleme in der Mathematik, die sind schon tausende Jahre alt. Und jetzt kommen Newton und Leibniz und lösen diese Probleme, indem sie ein komplett neues Gebiet der Mathematik erfinden: Die Analysis.“
Die Analysis soll die Mathematik umwälzen — und der Plagiatsskandal soll fast 30 Jahre andauern. Immer wieder kocht der Streit hoch, immer wieder schlagen sich Mathematiker auf die Seite des einen oder des anderen Streithahns — teils mit unlauteren Mitteln. Die ganze Schlammschlacht endet erst 1716 mit Leibniz‘ Tod.
Wer geht als Gewinner aus dem Streit hervor? Welches antike Paradoxon konnte mithilfe der Analysis endlich rechnerisch gelöst werden — und wie? Darüber sprechen detektor.fm-Moderatorin Charlotte Thielmann, Spektrum der Wissenschaft-Redakteurin Manon Bischoff und Mathematiker Demian Nahuel Goos in dieser Folge von „Geschichten aus der Mathematik“.
„Geschichten aus der Mathematik“ ist ein detektor.fm-Podcast in Kooperation mit Spektrum der Wissenschaft. Die Idee für diesen Podcast ist am MIP.labor entstanden, der Ideenwerkstatt für Wissenschaftsjournalismus zu Mathematik, Informatik und Physik an der Freien Universität Berlin, ermöglicht durch die Klaus Tschira Stiftung.
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1. Universalgelehrter Gottfried Wilhelm Leibniz (00:02:08)
2. Plagiatsvorwürfe: Leibniz vs. Newton (00:05:11)
3. Showdown in der Royal Society (00:09:30)
4. Das Paradoxon von Achilles und der Schildkröte (00:12:13)
5. Anti-Unendlichkeiten oder: Infinitesimale (00:14:36)
6. Die Lösung des Paradoxons (00:15:53)
7. Infinitesimalrechnung = Analysis (00:18:28)
8. Das Ende des Plagiatsstreits (00:19:04)
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