
Content provided by mozilla und ze.tt. All podcast content including episodes, graphics, and podcast descriptions are uploaded and provided directly by mozilla und ze.tt or their podcast platform partner. If you believe someone is using your copyrighted work without your permission, you can follow the process outlined here https://player.fm/legal.
Player FM - Podcast App
Go offline with the Player FM app!
Go offline with the Player FM app!
Podcasts Worth a Listen
SPONSORED
L
Lipstick on the Rim


1 Amy Schumer & Brianne Howey on the Importance of Female Friendships, Navigating Hollywood's Double Standards, Sharing Their Birth Stories, and MORE 50:05
50:05
Play Later
Play Later
Lists
Like
Liked50:05
This week, in what might be the funniest episode yet, Molly and Emese are joined by co-stars Amy Schumer and Brianne Howey. They get candid about motherhood, career evolution, and their new film, Kinda Pregnant —which unexpectedly led to Amy’s latest health discovery. Amy opens up about how public criticism led her to uncover her Cushing syndrome diagnosis, what it’s like to navigate comedy and Hollywood as a mom, and the importance of sharing birth stories without shame. Brianne shares how becoming a mother has shifted her perspective on work, how Ginny & Georgia ’s Georgia Miller compares to real-life parenting, and the power of female friendships in the industry. We also go behind the scenes of their new Netflix film, Kinda Pregnant —how Molly first got the script, why Amy and Brianne were drawn to the project, and what it means for women today. Plus, they reflect on their early career struggles, the moment they knew they “made it,” and how motherhood has reshaped their ambitions. From career highs to personal challenges, this episode is raw, funny, and packed with insights. Mentioned in the Episode: Kinda Pregnant Ginny & Georgia Meerkat 30 Rock Last Comic Standing Charlie Sheen Roast Inside Amy Schumer Amy Schumer on the Howard Stern Show Trainwreck Life & Beth Expecting Amy 45RPM Clothing Brand A Sony Music Entertainment production. Find more great podcasts from Sony Music Entertainment at sonymusic.com/podcasts and follow us at @sonypodcasts To bring your brand to life in this podcast, email podcastadsales@sonymusic.com Learn more about your ad choices. Visit podcastchoices.com/adchoices…
about:web – Der Podcast über das Internet, Dich und mich
Mark all (un)played …
Manage series 2469828
Content provided by mozilla und ze.tt. All podcast content including episodes, graphics, and podcast descriptions are uploaded and provided directly by mozilla und ze.tt or their podcast platform partner. If you believe someone is using your copyrighted work without your permission, you can follow the process outlined here https://player.fm/legal.
Willkommen in der Welt des Internets. Voll mit tollen, skurrilen, interessanten und - ja leider auch verstörenden Sachen. Hier findet Du alles, vor allem Katzen Videos und Gifs - nein jiifs - oder Gifs - naja. Hier sprichst Du mit Deinen Freunden, hier hörst du Musik, hier kannst du in Echtzeit verfolgen, was überall auf der Welt passiert. Hier kannst du aber auch ganz ganz andere Sachen sehen: Mobbing, Hass, Fake-News, Hacking und Unternehmen, die jeden Deiner Schritte verfolgen wollen, … Wie irre ist es eigentlich, dass die wenigsten von uns auch nur die leiseste Ahnung haben, womit wir es hier zu tun haben. Dabei nutzen wir das Internet doch ständig, immer und überall. Dieser Podcast erzählt Geschichten aus der Wildnis des Internets und geht den Online-Themen auf den Grund, die uns alle betreffen. Ob es sich um Datenschutzverletzungen, Monopolismus, Aufmerksamkeitsökonomie, Beziehungen oder Cyber-Mobbing handelt, wir Menschen haben die Macht, das Internet gesund, seltsam und wunderbar für alle zu machen.
…
continue reading
6 episodes
Mark all (un)played …
Manage series 2469828
Content provided by mozilla und ze.tt. All podcast content including episodes, graphics, and podcast descriptions are uploaded and provided directly by mozilla und ze.tt or their podcast platform partner. If you believe someone is using your copyrighted work without your permission, you can follow the process outlined here https://player.fm/legal.
Willkommen in der Welt des Internets. Voll mit tollen, skurrilen, interessanten und - ja leider auch verstörenden Sachen. Hier findet Du alles, vor allem Katzen Videos und Gifs - nein jiifs - oder Gifs - naja. Hier sprichst Du mit Deinen Freunden, hier hörst du Musik, hier kannst du in Echtzeit verfolgen, was überall auf der Welt passiert. Hier kannst du aber auch ganz ganz andere Sachen sehen: Mobbing, Hass, Fake-News, Hacking und Unternehmen, die jeden Deiner Schritte verfolgen wollen, … Wie irre ist es eigentlich, dass die wenigsten von uns auch nur die leiseste Ahnung haben, womit wir es hier zu tun haben. Dabei nutzen wir das Internet doch ständig, immer und überall. Dieser Podcast erzählt Geschichten aus der Wildnis des Internets und geht den Online-Themen auf den Grund, die uns alle betreffen. Ob es sich um Datenschutzverletzungen, Monopolismus, Aufmerksamkeitsökonomie, Beziehungen oder Cyber-Mobbing handelt, wir Menschen haben die Macht, das Internet gesund, seltsam und wunderbar für alle zu machen.
…
continue reading
6 episodes
All episodes
×a
about:web – Der Podcast über das Internet, Dich und mich

1 about:web #5 – Wie sieht ein gesundes Internet aus? 13:41
13:41
Play Later
Play Later
Lists
Like
Liked13:41
Die fünfte Folge des neuen Podcast von Mozilla & ze.tt: über das Internet, Dich & mich! about:web – der brandneue Podcast von Mozilla und ze.tt Episode 5 – Wie sieht ein gesundes Internet aus? Protagonisten: Prof. Dr. Alexander Filipović –- Medienethiker Prof. Dr. Marcus Kleiner -- Medien- und Kulturwissenschaftler Stephan Porombka -- Kulturwissenschaftler Katharina Nocun -- Netzaktivistin und Autorin Bjoern Krass -- Lehrbeauftragter für Journalismus und Rhetorik an der SRH Hochschule für Populäre Künste in Berlin Skript: Mae Becker: Wir schreiben das Jahr 2024. Es ist ein grauer, kalter Montagmorgen. Aber immerhin holt dein Wecker dich mit den langsam ansteigenden Klängen deines Lieblings-Songs sanft aus dem Schlaf. Gestellt hast du den Wecker nicht – wozu auch? Er weiß von allein, wann du aufstehen willst. Während du dich nun langsam aus dem Bett schälst, dreht dein smartes Thermostat schon mal die Heizung im Badezimmer auf. Gleichzeitig hörst du aus der Küche ein vertrautes Rauschen – die Kaffeemaschine ist angesprungen. Auf dem Weg ins Bad fällt dein Blick auf das kleine Whiteboard im Flur. Neben, „20 Uhr: Kino mit Mark“ steht da auch, „Kaffee kaufen!!!“. Drei Ausrufezeichen. Klar, ohne Kaffee geht es nicht. Deine Kaffeemaschine wusste schon viel früher als du, dass der Kaffee zur Neige geht, und sie hätte auch ganz selbstständig neuen ordern können – aber das ginge dir dann doch ein Stück zu weit. Deshalb willst du auch keine privaten Verabredungen in deinem Online-Kalender haben – das Whiteboard im Flur tut's auch. In Gedanken planst du für den Heimweg von der Arbeit schon mal einen Zwischenstopp beim Kaffeeröster deines Vertrauens ein. Klingt ziemlich cool,oder? Aber ist das eine mögliche Zukunft? Oder eine Utopie? Hey, ich bin Mae von ze.tt. Diesen Podcast, präsentiert euch Mozilla, das Non-Profit-Unternehmen hinter dem Browser Firefox. Im Gegensatz zu vielen anderen Tech-Unternehmen setzt Mozilla sich an erster Stelle für uns als Nutzer ein. Sie glauben, dass das Internet ein weltweites Netzwerk sein sollte, das uns allen gleichermaßen offen steht und uns miteinander verbindet – auf Augenhöhe. In dieser Folge von about:web wollen wir nun ein Fazit ziehen. Wir wollen die Frage beantworten: Ist das Internet das geworden, was wir uns ursprünglich einmal gewünscht und vorgestellt hatten? Und wenn nicht – wie kommen wir da hin? [Intro-Jingle] Mae Becker: In den letzten Folgen haben wir herausgefunden, wie das Internet schon heute unser tägliches Leben beeinflusst und verändert. Vorbereitet waren wir darauf nicht. Schritt zu halten mit der Entwicklung der digitalen Technologie wird immer mehr zur Herausforderung. Gleichzeitig wird es immer wichtiger, es zu versuchen – denn im Gegensatz zu uns lernen Maschinen unglaublich schnell. Da sind sich die Experten einig. Bjoern Krass: Wir müssen uns komplett von dem verabschieden, wie wir Beziehung früher noch definiert haben, als gegenseitige Wertschätzung – beispielsweise die Wertschätzung von Charaktereigenschaften oder von Werten, die wir selbst vertreten. Sondern es geht darum, wahrgenommen zu werden. Stephan Porombka: Eigentlich haben wir es wieder mit einem Medienwechsel zu tun. So wie wir vor 200 Jahren [6'50“ - Versprecher entfernen] die Verbreitung des Buches und des Erzählens hatten und des Liebesbriefes hatten, so haben wir es jetzt mit Medien zu tun, in denen wir auch eine neue Form von Intimität erfinden können. Katharina Nocun: Ja, wenn ich mir anschauen, wo die besonders sensiblen Datensammlungen anfallen, wie sie entstehen, dann stell ich fest, das sind vor allem Abfallprodukte anderer Handlungen. Ich gehe ja nicht zu Google, um eine Akte meiner intimsten Sehnsüchte oder auch Krankheitssorgen erstellen zu lassen. Oder gar meiner Beziehungsprobleme oder Sex-Vorlieben. Aber genau das passiert, wenn ich alles, was mir durch den Kopf geht, in die Google-Suche eingebe. Marcus Kleiner: Und das ist die große Gefahr: Was passiert mit diesen ganzen Metadaten, mit dem ganzen Big Data? Da liegen die Gefahren, und damit muss sich eine Gesellschaft konfrontieren – und nicht nur Experten. Alexander Filipovic: Ich glaube, dass die Zukunft in Zusammenhang mit diesen sehr machtvollen Techniken große Gestaltungsaufgaben stellt. Und die müssen wir angehen. Wenn wir das verpennen und diese Sachen nicht gestalten… dann könnte es wirklich schwierig werden. Dann werden vielleicht Dinge passieren, die wir schwer gestalten oder nicht mehr einholen können. Mae Becker: Das Internet mit all seinen Möglichkeiten ist dazu da, unser Leben leichter, spannender und schöner zu gestalten – oft sogar kostenlos. Aber läuft das wirklich so? Am Ende zahlen wir meistens doch: Mit unserer Aufmerksamkeit, mit unserer Zeit oder mit unseren privaten Daten. Verwunderlich ist das nicht, denn viele Ecken des Netzes werden heute von Großkonzernen bestimmt. Und die funktionieren online nun mal genauso wie sie es offline tun. In einer freien Marktwirtschaft verfolgt ein Unternehmen üblicherweise immer zwei Ziele: Gewinn und Wachstum. An diesen Maßstäben bemessen Eigentümer, Investoren und Aktionäre den Erfolg einer Firma. Und der Erfolg kann niemals groß genug sein. Das ist bei Facebook nicht anders als bei Google, bei Amazon,bei Tinder und so ziemlich jedem anderen Unternehmen. Und seien wir mal ehrlich: Nur die allerwenigsten von uns schaffen es, ganz ohne diese üblichen Verdächtigen auszukommen. Als Firmenleitung stehst du vor der Aufgabe, Gewinn und Wachstum stets zu maximieren. Dazu musst du immer auch im Auge behalten, was der Markt verlangt. Der wird von vielen verschiedenen Interessen beeinflusst – und wenn die Interessen der Geldgeber sich nicht mit denen der Nutzer decken, ziehen die Nutzer oft genug den Kürzeren. Geld zu verdienen ist natürlich nicht per se etwas Schlechtes. Erfolg ist nichts, wofür man sich schämen müsste. Wenn aber alle Entscheidungen auf Gewinnmaximierung hin ausgerichtet werden, dient ein Unternehmen nur noch dem Markt – und nicht mehr dem Nutzer. Aber das muss nicht sein. Es gibt auch andere Konzepte. Die Suchmaschine Ecosia nutzt ihre Werbeeinnahmen zum Beispiel, um auf der ganzen Welt Bäume zu pflanzen. Die Suchmaschine DuckDuckGo verzichtet darauf, ihre Nutzer zu tracken und Suchen zu speichern. Darum hat Mozilla DuckDuckGo Ende 2014 auch als Suchoption zum Firefox-Browser hinzugefügt Mit einem Non-Profit-Unternehmen im Rücken kann Mozilla es sich erlauben, neue Wege zu gehen. Gewinn und Wachstum sind nicht der wichtigste Maßstab, an dem der Erfolg des Unternehmens bemessen wird. Mozilla arbeitet nicht für Eigentümer, Investoren oder Aktionäre, sondern für die Nutzer. Also: Für uns. Das ist auch dringend notwendig, denn wo große Mengen an Daten erhoben werden, da haben wir es auch immer mit großen Risiken zu tun. Wohin die Daten-Sammelwut von Unternehmen führen kann, weiß Alessandro Acquisti. Er ist IT-Professor am Heinz College der Carnegie Mello University und Co-Leiter des CMU Center for Behavioral Research. In seinem TED Talk, „What will a future without secrets look like?“ erklärt er, wie Werbung auf Grundlage unserer Daten immer genauer, allgegenwärtiger und auch überzeugender werden kann. Acquistis anschaulichstes Beispiel haben wir mal für euch übersetzt: Zitat Alessandro Acquisti: In einer berühmten Szene des Films „Minority Report“ läuft Tom Cruise in eine Mall, und um ihn herum erscheinen personalisierte, holographische Werbebotschaften. Der Film spielt im Jahr 2045. Und so spannend diese Technologie auch aussieht, so sehr unterschätzt sie doch die Menge an Daten, die Firmen schon heute über uns sammeln können. Und sie können diese Informationen nutzen, um uns zu beeinflussen, ohne, dass wir es überhaupt bemerken. Ein Beispiel: Stell' dir vor, eine Firma hat Zugriff auf die Liste deiner Facebook-Freunde. Mithilfe eines Algorithmus kann sie jetzt feststellen, welche zwei Freunde du am meisten magst. Nun erstellt ein Programm in Echtzeit ein Foto, auf dem die Gesichter dieser Freunde zu einem verschmelzen. Studien belegen, dass Menschen auf solchen Fotos nicht einmal sich selbst wieder erkennen – aber sie reagieren positiv auf das Bild. Wenn du nun das nächste Mal eine Werbe-Einblendung auf dem Handy siehst, ist auf dem Bild nicht mehr ein gewöhnliches Model zu sehen, sondern dein Freund – und du bemerkst noch nicht mal, dass das passiert. Mae Becker: Mozillas Internet Health Report für das Jahr 2018 geht von knapp 3,6 Milliarden Internet-Nutzern weltweit aus. Der Großteil hat wenigstens ein Konto bei den führenden Social-Media-Diensten. Der unangefochtene Spitzenreiter ist und bleibt Facebook: Ende 2017 verzeichnete die Plattform 2,16 Milliarden aktive Nutzer pro Monat. Auch die Foto-Plattform Instagram, die 2012 von Facebook übernommen wurde, zählte 2018 rund eine Milliarde Nutzer. Seit 2014 gehört auch der Nachrichtendienst WhatsApp zu Facebook – und wächst seitdem fröhlich weiter. Die weltweite Nutzerschaft wird inzwischen auf 1,2 Milliarden geschätzt. Natürlich ist es bequem, über Facebook, WhatsApp oder Instagram mit unseren Freunden und dem Rest der Welt vernetzt zu sein. Aber diese Bequemlichkeit hat eben auch ihren Preis: Die persönlichen Daten, Fotos und Nachrichten von Milliarden Menschen liegen nun in den Händen eines einzigen, gewinnorientierten Unternehmens. Im vorliegenden Fall ist das ganz besonders bedenklich -- schließlich ist Facebook-Gründer Mark Zuckerberg bekannt für die Aussage, Privatsphäre sei heute “keine soziale Norm mehr”. Wie Konzerne mit den Daten umgehen, die ihnen anvertraut werden, ist nicht immer transparent. Auch die Sicherheitsvorkehrungen, die zum Schutz von Nutzerdaten getroffen werden, haben sich in der Praxis immer wieder als unzureichend erwiesen. So gehen Experten heute davon aus, dass die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten erst durch durch die Datenanalysen der Firma Cambridge Analytica möglich wurde. Das Unternehmen hatte sich über eine App unrechtmäßig Zugang zu den persönlichen Daten von bis zu 87 Millionen Facebook-Nutzern verschafft. Aus diesen Datensätzen ließen sich beispielsweise Rückschlüsse auf die politische Einstellung, die Intelligenz oder auch die grundsätzliche Lebenszufriedenheit der Nutzer ziehen. So entstanden detaillierte Persönlichkeitsprofile, die Berichten zufolge genutzt wurden, um die Botschaften der Trump-Kampagne für spezifische Zielgruppen verständlich und ansprechend zu verpacken. Alles, was wir im Internet tun, posten oder suchen, lässt Rückschlüsse auf uns zu. Und die fallen nicht immer zu unseren Gunsten aus. Die Privacy-Analystin Sarah Downey bringt es auf den Punkt. Wir haben ihr Statement gegenüber dem Nachrichtensender CNN für euch übersetzt. Zitat Sarah Downey: Über dich – über dein echtes Ich – werden wichtige Entscheidungen getroffen, basierend auf einem virtuellen Ich, das aus allen möglichen Daten besteht. Diese Entscheidungen betreffen deine Bonität, die Höhe deiner Versicherungsprämien, oder sogar, ob einen Job kriegst oder nicht. Das sind ernstzunehmende Entscheidungen. Sie haben echte Auswirkungen auf das Leben von Menschen – und manchmal sind sie falsch. Mae Becker: Das klingt alles sehr bedrückend. Aber der Kampf gegen Big Data, Algorithmen und Automatisierung ist noch längst nicht entschieden. Ein gesundes, am Menschen orientiertes Internet ist möglich – jedenfalls, wenn wir die Entscheidungsfindung nicht nur Experten überlassen. Wir müssen uns selbst in die Debatte einklinken und auf das bestehen, was wir für richtig halten. Dazu gehört auch, Produkte und Dienste unter die Lupe zu nehmen, die wir tagtäglich nutzen – viele von ihnen füttern ein System, das nicht das beste für uns ist. Mozilla stellt zu diesem Zweck zahlreiche Tools und Hilfsmittel zur Verfügung. Gleichzeitig ist Mozilla aber auch auf das Interesse und den Rückhalt der Nutzer angewiesen. Oberflächlich macht es für dich vielleicht keinen Unterschied, ob du mit dem Firefox Browser online gehst oder mit einem anderen Browser – schließlich haben die heutzutage alle mehr oder weniger dasselbe zu bieten. Aber es gibt einen Unterschied: Der Firefox Browser wurde entwickelt, um dir die Kontrolle über deine Privatsphäre zu erhalten oder zurückzugeben. Du entscheidest, was du wann unter welchen Umständen mit wem teilst – oder eben nicht. Die Einstellungen dazu sind sind intuitiv und eindeutig. Was du entscheidest, gilt. Wenn du also den Firefox Browser oder ein anderes Mozilla-Produkt nutzt, beziehst du damit eine Position. Durch deine Wahl zeigst du, dass du Wert legst auf ethisch solide Technik. Du stellst klar, dass deine Daten dir gehören, und dass du nicht bereit bist, die Kontrolle darüber ohne weiteres aus der Hand zu geben. Du setzt dich ein für einen Markt, in dem Produkte und Dienstleistungen nicht länger auf maximalen Gewinn ausgerichtet werden, sondern auf maximale moralische Vertretbarkeit. Der perfekte Anfang für ein neues, gesünderes Online-Leben ist ein Daten-Detox. Und der ist gar nicht schwer. Unter datadetox.myshadow.org findest du alle Informationen, die du brauchst, um herauszufinden, was das Netz über dich weiß – und natürlich auch eine Anleitung für einen umfassenden digitalen Neustart. Unter blog.mozilla.org/berlin findest du heraus, wie unsere Online- und Offline-Leben verschmelzen, und erfährst alles über die neuesten Mozilla-Produkte. Das klingt vielleicht erstmal aufwendig – ist es aber gar nicht. Es geht nicht darum, dem einen oder anderen Dienst den Rücken zu kehren. Es geht auch nicht darum, dass du die ganze Verantwortung trägst. Aber indem du Produkte und Dienste vorziehst, die deine Privatsphäre respektieren, setzt du ein Zeichen. Und: Mit etwas Glück setzt du auch die Großkonzerne in Zugzwang, ihre Prioritäten zu überdenken. Es mag ein langer Weg sein – aber am Ende steht ein Internet, das so aussieht, wie es ursprünglich einmal gedacht war: Ein öffentliche Ressource, die uns alle gleichberechtigt verbindet; ein Ort, an dem wir so offen oder so privat sein können, wie wir es wollen; ein Erlebnis, das wir selbstbestimmt immer neu gestalten und an unsere Bedürfnisse anpassen können. Und mit Mozilla hast du einen starken Partner an deiner Seite, mit dem du schon heute durchstarten kannst.…
a
about:web – Der Podcast über das Internet, Dich und mich

1 about:web #4 – Schafft die Menschheit sich selbst ab? 21:24
21:24
Play Later
Play Later
Lists
Like
Liked21:24
Die vierte Folge des neuen Podcast von Mozilla & ze.tt: über das Internet, Dich & mich! about:web – der brandneue Podcast von Mozilla und ze.tt Episode 4 – Schafft die Menschheit sich selbst ab? Protagonisten: Prof. Dr. Alexander Filipović – Medienethiker, Arbeitsschwerpunkt Künstliche Intelligenz Prof. Dr. Marcus Kleiner -- Medien- und Kulturwissenschaftler Skript: Mae Becker: In Japan führt der 35-jährige Akihiko Kondo seit zehn Jahren eine Beziehung mit Hatsune Miku. Das Besondere daran: Hatsune ist eine Manga-Figur, ein Cartoon-Charakter. Die Gatebox, ein kapselförmiges Gerät von der Größe einer Kaffeemaschine, projiziert die Figur mit den langen Zöpfen in Akihikos Zimmer. Aber Hatsune ist nicht nur hübsch anzusehen, sie ist auch nicht auf den Mund gefallen. Möglich wird der fortlaufende Austausch mit Akihiko durch eine künstliche Intelligenz. Sie erlaubt es Hatsune, den ganzen Tag über mit Akihiko zu texten. Sie stellt Fragen nach seinem Alltag und erzählt auch, was sie so macht. Manchmal bittet sie ihn auch, schon ein bisschen früher von der Arbeit nach Hause zu kommen. Nur anfassen kann Akihiko seine Freundin nicht. Als Ersatz nimmt er diverse Kuscheltiere der Manga-Figur mit ins Bett. Das alles erinnert an den Film „Her“, in dem sich der Protagonist in eine künstlichen Intelligenz auf seinem Computer verliebt. Doch das ist hier keine Science Fiction. Das ist Realität. Sollten wir uns freuen, dass Akihiko für sich eine bedeutsame Beziehung gefunden hat, statt allein zu bleiben? Oder sollte es uns Sorgen machen, dass er eine Person liebt, die eigentlich gar keine ist? Eine künstliche Intelligenz, die Gegenliebe bestenfalls simulieren kann? Hi, ich bin Mae von ze.tt. Und ich führe euch durch diesen Podcast, präsentiert von Mozilla, den Machern des Browsers Firefox, und Tochter der Non-Profit Organisation Mozilla Foundation. Im Gegensatz zu einigen anderen Tech-Unternehmen, setzt Mozilla euch an erste Stelle und tritt seit 20 Jahren für das Internet ein. Mozilla glaubt an die integrierende Kraft des Internets, so wie es einst intendiert war. Ein weltweites Netzwerk, das alle einschließt und miteinander auf Augenhöhe verbindet. In dieser Folge geht es nun um Künstliche Intelligenz und die Frage: Sind wir Menschen gerade dabei, uns selbst abzuschaffen? [Jingle] Künstliche Intelligenz -- kurz: KI -- ist heute in aller Munde. Was lange Zeit der Science Fiction vorbehalten war, hält jetzt wie selbstverständlich Einzug in unseren Alltag. Aber was ist KI eigentlich? Um das herauszufinden, habe ich mich an Professor Alexander Filipovic von der Hochschule für Philosophie in München gewandt. Künstliche Intelligenz gehört zu den Arbeitsschwerpunkten des Medienethikers. Wie definiert er KI? Alexander Filipovic: Ich find' immer ganz hilfreich, dass es 'ne Unterscheidung gibt zwischen starker KI und einer sogenannten schwachen KI. Der starken KI, der wird zugestanden oder definitorisch zugewiesen, dass sie allgemeine menschliche Intelligenz hat oder simulieren kann, also in Problemfällen ähnlich intelligent agieren kann wie ein Mensch. Und die sogenannte schwache künstliche Intelligenz, das ist die Art von Computer-Programm, die in der Lage ist, in manchen Bereichen ähnlich intelligentes Verhalten zu zeigen wie Menschen. Der Bereich der starken künstlichen Intelligenz – also, dass Maschinen allgemeine menschliche Intelligenz simulieren können oder sogar ein Bewusstsein haben können, Gefühle haben, eine Ich-Identität – das ist tatsächlich eher Science Fiction. Die Experten sprechen davon, vielleicht in 50, in 100, oder in 200 Jahren oder auch nie werden wir solche Systeme haben. Mae Becker: Starke KI, Maschinen mit Persönlichkeit – das alles hält Alexander Filipovic für Zukunftsmusik. Das ändert allerdings nichts daran, das Akihiko schon seit Jahren eine Beziehung mit einer künstlichen Intelligenz führt. Um die noch intensiver gestalten zu können, hofft er für die Zukunft auf eine rasche Weiterentwicklung der Technik. Er träumt davon, zusammen mit seiner Hatsune auf Reisen zu gehen oder einfach ihre Hand halten zu können. Vermutlich weiß Akihiko schon, dass Hatsune letztendlich nur eine Simulation ist. Ganz offensichtlich ist es ihm aber egal. Das macht nachdenklich. Was heißt es perspektivisch für die Menschheit, wenn wir uns lieber in eine eigene Realität mit einer hörigen künstlichen Lebensform fliehen, anstatt an unserer realen Welt zu arbeiten? Alexander Filipovic sieht das Ganze gelassen: Alexander Filipovic: Also, ich glaub, das das tatsächlich in den Bereich der persönlichen Freiheit fällt. Menschen haben, glaub' ich, zu seltsamsten Wesen und Objekten sehr innige Beziehungen. Das mag manchmal pathologisch sein, manchmal total harmlos, und von daher würde ich jetzt auch denken: Wenn's der Person irgendwie gut geht, dann soll sie sich halt in einen Roboter verknallen. Aber in dem Moment, wo wir bereit sind, solchen Systemen Persönlichkeit zuzuweisen oder einen Personenstatus, da tritt dann natürlich schon eine Beziehungsebene ins Spiel. Das heißt, wir kümmern uns um diese Systeme. Gerade, wenn die Software mit Hardware verbunden wird, also kleine Roboter entstehen, die niedlich gucken oder zwinkern oder so was, dann entsteht plötzlich auch Verantwortungsrelation. Da möchte man sich um dieses Gerät, um diesen Roboter, um dieses Wesen dann auch kümmern. Das wird, glaube ich, schon eine Herausforderung für die Gesellschaft sein. Nicht, dass wir es durch Menschen verbieten könnten, sich in künstliche Systeme zu verlieben oder mit ihnen zusammen zu leben oder ihren Alltag von Bots strukturieren zu lassen. Das wird, denke ich, alles kommen, und es wird auch ein Teil der Normalität sein. Bloß gesellschaftlich wird es 'nen Umschwung geben. Das heißt, es wird einen Wertewandel geben. Technik wird anders betrachtet werden. Wir müssen dann aufmerksam sein. Wir können vielleicht nicht einfach Maschinen wegschmeißen, die von anderen geliebt werden. Da müssen wir wachsam sein. Es wird 'ne ganze Reihe von neuen Fragen geben. Ich glaube aber nicht, dass unser Wertesystem fundamental davon erschüttert wird oder dass das Abendland untergeht. Mae Becker: Künstliche Intelligenz kann also noch lange nicht alles, was sie uns glauben machen will. Trotzdem ist es wichtig, achtsam mit ihr umzugehen – denn KI lebt von dem, was wir ihr offenbaren. Jedes noch so kleine Detail wird erfasst und ausgewertet. So lernt die KI uns immer besser kennen und kann sich auch immer besser an unsere Bedürfnisse anpassen. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass hinter einer KI in aller Regel ein Unternehmen steckt. Und wie diese Unternehmen mit unseren Daten umgehen, ist nicht immer offensichtlich. Denkbar wäre zum Beispiel eine Auswertung zu Werbezwecken: Was, wenn Hatsune Akihiko plötzlich eine bestimmte Kaffeemarke vorschlagen würde? Wenn sie ihm Komplimente machen würde dafür, wie er in bestimmten Markenklamotten aussieht? Wir alle werden täglich mit Werbebotschaften konfrontiert – aber dürfen sie von Systemen ausgehen, die uns in- und auswendig kennen? Von Maschinen, die wir lieben? Ist das fair? Mit neuen Technologien gehen immer auch neue Fragen einher. Die zu beantworten, ist nicht immer leicht. Die Mozilla Foundation spricht sich in ihrem Manifest für ein Internet aus, das als globale öffentliche Ressource offen und zugänglich bleiben muss. Menschen sollen das Netz und ihr Erleben darin frei gestalten können – ohne auf Datensätze und Konzerninteressen reduziert zu werden. Angesichts stetig klüger werdender Systeme wird es immer wichtiger, Werte wie Menschlichkeit und Gemeinschaftssinn aktiv hochzuhalten. Ein erster Schritt kann schon darin bestehen, dass du den Firefox Browser nutzt und so die Arbeit von Mozilla unterstützt. Ebenso wichtig ist es aber, sich klar zu machen, mit welchen Technologien wir täglich umgehen. Was kann so eine KI heute schon und was nicht? Professor Marcus Kleiner leitet den Studiengang Erlebniskommunikation an der SRH Hochschule der populären Künste in Berlin und gilt als Experte für populäre Medienkulturen. Im Gespräch mit meinem Kollegen Victor Redman trennt er für uns Fakten von Fiktion. Victor Redman: Herr Kleiner, das Thema künstliche Intelligenz ist ja zumindest in unserer Popkultur schon lange ein großes Thema: „Rise of the Machines“. Wir kennen alle die „Terminator“-Filme, die „Matrix“. Neulich gab es sogar einen „Tatort“, der sich mit dem Thema beschäftigt hat, wo eine künstliche Intelligenz ein potentieller Mordzeuge war. Mich würde jetzt interessieren, aus Ihrer Perspektive, was ist jetzt, Stand heute, Science und was ist Fiction? Was kann künstliche Intelligenz heute tatsächlich schon? Marcus Kleiner: Künstliche Intelligenz kann einerseits relativ viel. Unsere Suchmaschinen funktionieren komplett über KI. Bilderkennung, Spracherkennung, Smart Homes, man redet auch schon über automatisiertes Autofahren. Wir haben also sehr viele Tätigkeiten, die heute schon von KI umgesetzt werden können. Wir sind eigentlich schon in der Science Fiction von früher. Wenn man in den Siebziger-, in den Sechzigerjahren sich Science-Fiction-Filme angeguckt hat, dann dachte man: Boah, Wahnsinn, was da möglich ist! Wann wird das wohl kommen, 2050? Aber mittlerweile haben wir das Gefühl, weil immer mehr von den Science-Fiction-Ideen in der Gegenwart möglich sind, dass wir eigentlich in der Science Fiction leben und Science Fiction als Genre gar nicht mehr nötig ist. Victor Redman: Und wie sieht da die Zukunftsmusik aus? Haben Sie da einen Einblick drin, was vielleicht dann nicht 2050, aber vielleicht 2020, 2030 möglich sein wird? Sachen, wo Sie sagen: Das wird kommen, im Bezug auf künstliche Intelligenz? Marcus Kleiner: Das Thema der Automatisierung, der Mechanisierung menschlichen Denkens, das Erschaffen von künstlichen Wesen – das wird noch zunehmen. Wir haben jetzt alle Roomba als Roboter zum Putzen, der am Boden sauber macht. Wir haben Siri, Alexa, also Spracherkennungs-Computer, die für uns einkaufen können, wenn das Katzenfutter mal leer ist oder das Licht anmachen, wenn der Finger schwach ist. Wir haben also schon sehr viele Hilfen, dass künstliche Intelligenz und Maschinen zu so einer Art Haussklaven werden oder Sklaven des Alltags werden, weil sie für uns Tätigkeiten übernehmen. In Zukunft wird das so aussehen, dass es immer mehr Souveränität der Maschinen geben wird, der Robotik, aber auch der künstlichen Intelligenz, die genauer entscheiden kann bei Suchanfragen, die präziser vielleicht Auto fahren können. Automatisches Autofahren ist ein Trend, der in den nächsten fünf Jahren kommen wird, so dass nicht nur der öffentliche Nahverkehr, sondern auch der Personennahverkehr von künstlicher Intelligenz übernommen wird. Wir werden mehr Roboter – Arbeitsroboter, Alltagsroboter – haben, die uns helfen, unseren Alltag zu gestalten. Wir werden einen drastischen Entwicklungsschub bekommen, weil KI heute der wesentliche Motor ist, um digitale Transformation nach vorne zu bringen. Und ohne digitale Transformation können wir ja gar nicht mehr leben oder überleben. Victor Redman: Jetzt gibt’s ja tatsächlich auch schon viele Experten, oder meinetwegen auch solche, die sich so empfinden, die mittlerweile ganz stark warnen vor der Weiterentwicklung von künstlicher Intelligenz. Auch die Bundesregierung hat jetzt unter anderem Berater für künstliche Intelligenz, die sie dahingehend beraten, wie weit man da gehen sollte, worauf man achten muss. Solange wir uns jetzt auf dieser Ebene von Putzrobotern und „Hallo, Alexa!“ bewegen – wo ist denn da das Problem? Wo kommt diese Angst her? Marcus Kleiner: Die Angst kommt daher, und das muss man sehr ernst nehmen, dass immer, wenn wir mit dem Internet verbunden sind – und KI bedarf des Internets, Smart Homes bedürfen des Internets – wir Daten abgeben, etwas über uns preisgeben: Wer wir sind, was wir sind, was wir mögen, was wir nicht mögen, unsere dunkelsten Suchgeheimnisse. Auch wenn wir auf Pornoseiten gehen – es kommt alles heraus und wird verwertet und ausgewertet. Das schafft natürlich auch eine Macht für kriminalisierte Anwendung von KI, also für Datenmissbrauch, für Datenraub, fürs Hacken von Konten, für illegale politische Ideen, die durch Social Bots in meinen Kopf kommen. Man hat die Gefahr: Wir füttern KI mit unseren Daten, denn KI ist immer hungrig. Aber nicht wie 'ne Katze. Sie stirbt nicht, wenn sie keine Daten bekommt; sie wartet nur. Und das ist die große Gefahr: Was passiert mit diesen ganzen Metadaten, mit dem ganzen Big Data, das KI braucht, um Entscheidungen treffen zu können, um sich entwickeln zu können. Und auch die Automatisierung hat natürlich die Gefahr, dass man dann z.B. fragt: Wollen wir diese „Westworld“ haben, wo wir Androiden haben, die immer menschlicher entscheiden, wie Menschen sind, und dann die Menschen herausfordern, sie jagen, sie verfolgen, sie vielleicht töten. Man muss fragen: Wie mächtig wird das? Wie mächtig wird der Einfluss von Robotik im Bereich der Arbeit? Also, wie viele Arbeitsplätze werden ersetzt durch Maschinen, durch Roboter, durch intelligente Software? Wie viel Datenmissbrauch findet statt, und was mit den ganzen Daten, die wir abgeben und täglich einspeisen? Da muss man sehr genau analysieren und sich sehr genau überlegen, was verantwortungsvolles, ethisch relevantes Handeln mit Daten oder KI ist. Victor Redman: Es gab ja in den USA als Alexa noch recht neu war, diesen Fall, dass die Macher der animierten Sitcom „South Park“ in einer Folge Voice Commands für Alexa untergebracht haben. Und das hat funktioniert. Das heißt, da war die künstliche Intelligenz noch nicht so weit zu unterscheiden zwischen Fernsehen und zwischen dem Besitzer, der Stimme des Besitzers. So einige Alexas haben dann wild in der Gegend rumbestellt, weil das eben in „South Park“ gefordert war. Die Macher haben dann natürlich gesagt, das war nicht geplant, das war ein blöder Zufall – ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Die Lösung wäre natürlich, die Dinger noch intelligenter zu machen. Die Möglichkeiten hat man ja. Dann kann man ja dafür sorgen, dass die die Stimme zuverlässiger erkennen und unterscheiden können zwischen einer Fernsehübertragung und einer echten Person. Wo sind denn da vielleicht, ohne uns zu weit in den Bereich der Science Fiction bewegen, die Risiken, wenn wir sagen: Ja, wir wollen, dass die immer intelligenter werden? Marcus Kleiner: Also, das „South Park“-Beispiel ist natürlich ganz wunderbar. Solange das so ist, ist das mit der Menschheit noch in Ordnung, solange die Menschheit auch die Techniknutzung karikieren und ironisch wenden kann. Die Frage, die man sich stellen muss für mich ist, warum wollen wir einerseits Intelligenz automatisieren und menschliches Denken mechanisieren? Warum ist das so wichtig? Soll das eine Hilfe sein, soll es eine Unterstützung im Alltag bei Problemfindung, Entscheidungsfindungen sein? Wofür brauchen wir das? Und diese Grundlagendiskussion wird immer nur zwischen Mahnern und Wahnern aufgeteilt im Moment. Die einen sind dafür, die anderen sind dagegen, und man kommt zu gar nichts. Und das muss eine Gesellschaft leisten: Warum brauchen wir das? Wie möchten wir damit umgehen? Wohin soll uns das führen, und wo sind auch die Grenzen? Man muss die Grenzen von KI genau bestimmen. Wenn man keine Grenzen festlegt, wird sich das unendlich weiter entwickeln. Denn im Unterschied zum Menschen, der je älter er wird immer defekter wird, wird die Technologie, je älter sie wird, immer perfekter. Emotional wird es nie der Fall sein. Auch in der sozialen Kompetenz wird eine Technologie nie weiter sein als der Mensch. Aber das ist die Gefahr, dass man sagt: Alles ist möglich. Fortschritt heißt ja, es immer weiter zu bringen, es immer weiter nach vorn zu bringen, es immer weiter zu verbessern. Da liegen die Gefahren, und damit muss sich eine Gesellschaft konfrontieren – nicht nur Experten. Victor Redman: Was in der Science Fiction ja immer wieder gern gebraucht wird, ist das Motiv der Maschine, des Computers, des Programms, das neben der Intelligenz auch sowas wie Persönlichkeit entwickelt und Gefühle, und, ja, ein Eigenleben im Sinne von Leben. Jetzt haben Sie gerade schon gesagt, Maschinen werden nie soweit kommen wie der Mensch, emotional, von der Sozialkompetenz her. Heißt das, Sie glauben, das wird immer eine Simulation bleiben. Das heißt, der Punkt, wo wir uns fragen müssen, ist mein Computer jetzt ein Mensch, dem werden wir uns auch in 20 Jahren nicht stellen müssen? Oder ist das was, was durchaus im Bereich des Möglichen ist? Macus Kleiner: Der Mensch ist sehr leicht verführbar. Ich sage bewusst nicht: manipulierbar. Er möchte sehr gern glauben, was er sieht. Daran ist er durch Erzählungen, durch Filme, durch Musik gewöhnt. Das was man hört, was man sieht, daran glaubt man erstmal. Insofern kann es verführerisch sein, wenn ich jetzt einen Avatar habe, der ein menschliches Gesicht hat, eine weibliche oder männliche Stimme hat, warm oder kalt klingt, der mir Trost gibt – „Mensch, bist du traurig, was ist los?“ – dann bin ich schon verführt zu sagen: Das ist schön, das ist gut so. Und auch da wieder muss man sich fragen, wie sehr man reale Sozialität durch künstliche Sozialität ersetzen kann – nicht nur simulieren, sondern ersetzen kann. Wie sehr auch die Gespräche – wenn man sagt, „Hey, mir gehascht schlecht, ich fühl' mich gerade nicht so“, als wenn man mit 'nem Freund spricht – glaubhaft sind, wenn das mit einer Maschine passiert. Entscheidend wird sein, wie sehr wir daran glauben wollen. Und wenn das dann unsere neuen Freunde werden, die ganz auf uns orientiert sind, uns immer Positivität und Unterstützung geben, mehr als das jeder Mensch macht, dann kann das auch eine Herausforderung werden. Es geht aber immer wieder darum, dass wir eigentlich den Menschen verdoppeln wollen. Wir verdoppeln den Menschen und wollen ihn besser machen, als er als Mensch sein kann. Das ist das Geheimnis von KI und auch der Reiz von KI Victor Redman: Jetzt kennen wir ja alle die Dystopie: Die Maschinen, die sich erheben; die verschwimmenden Grenzen zwischen Menschlichkeit und Maschinellem. Aber gerade weil wir sie kennen, könnte die Dystopie ja eigentlich ziemlich leicht verhinderbar sein – oder? Marcus Kleiner: Der Mensch will immer – das in der Geschichte der Menschheit zu beobachten – mehr. Er lebt von der Logik des Mehr, des Weiter, des Größer, des Schneller. Und ich glaube, solange man noch Möglichkeiten austesten kann, wird man sie austesten und ausreizen. Stephen Hawking hat ja mal gesagt, kurz vor seinem Tod, dass der Mensch sich selbst abschafft, indem er immer mehr auf KI und Robotik setzt. Der Mensch macht sich unnötig in der Welt. Die Gefahr ist für uns jetzt noch Science Fiction. Das kann man sich nicht vorstellen. Wir haben in Filmen gesehen, was passiert; wir haben aber auch die Post-Apokalypse gesehen, und trotzdem geht die Welt weiter. Für uns ist eine Beendung des Menschlichen als Unterhaltungsidee vorstellbar, die uns vielleicht Angst macht, aber auch Lust macht. Als reales Ende oder als realer Rollenwechsel, dass jetzt die Roboter die Herrscher und die Menschen die Sklaven sind, … … dass können wir uns nicht vorstellen, und das sehen wir so nicht. Was mir wichtig dabei ist: Man muss immer die Frage der Konsequenz und der Effekte mit bedenken, um diese Fragen sinnvoll und real zu beantworten, außerhalb von fiktionalen Stoffen. Mae Becker: Der Aufstand der Maschinen wird also noch eine Weile auf sich warten lassen. Und auch eine künstliche Intelligenz als Partnerersatz wird sich so schnell wohl nicht durchsetzen. Im Gegensatz dazu ist die schwache KI längst Teil unseres Tagesablaufs geworden. Sie begleitet uns, wenn wir im Netz unterwegs sind, beim Einkaufen oder auch im öffentlichen Nahverkehr. Ihr Job ist es, grob gesagt, uns das Leben ein bisschen einfacher zu machen. Klingt erstmal nicht schlecht. Alexander Filipovic sieht aber genau hier das größte Problempotential. Dort, wo künstliche Intelligenzen für uns entscheiden, gibt es nämlich auch immer eine ganze Reihe ungeklärter Fragen. Alexander Filipovic: Diese Systeme laufen schon. Und diese Systeme machen uns tatsächlich auch ethische Probleme, die ganz unterschiedlicher Art sind. Zum Beispiel können sie diskriminieren. Sie können unsere Autonomie gefährden, indem sie Dinge entscheiden, von denen wir gar nicht wollen, dass sie entschieden werden von Maschinen. Sie können uns die Arbeit wegnehmen – was gar nicht sicher ist, aber eine Befürchtung – und so weiter. Das Problem daran ist, dass ist nicht immer ganz transparent ist und sein kann, wie diese Systeme zur Entscheidung kommen. Das, glaube ich, schafft uns Probleme im Bereich der Verantwortung. Mae Becker: Wer haftet für die Entscheidungen einer künstlichen Intelligenz? Und wer übernimmt die Verantwortung dafür, dass eventuelle Fehlentscheidungen sich nicht wiederholen? Auf diese und ähnliche Fragen gilt es zeitnah Antworten zu finden. Nur so ist ein verantwortungsvoller Umgang mit künstlicher Intelligenz möglich. Angst vor der Zukunft hat Alexander Filipovic nicht. Allerdings sagt er uns auch keine Utopie voller perfekt funktionierender Roboter voraus. Er meint: Noch ist alles offen. Alexander Filipovic: Ich glaube, dass die Zukunft in Zusammenhang mit diesen sehr machtvollen Techniken große Gestaltungsaufgaben stellt. Und die müssen wir angehen. Wenn wir das verpennen und jetzt diese Sache nicht gestalten – ich sag' nur, Mobilität, Gesundheit, militärische Systeme – [11:29 Husten entfernen] dann könnte es wirklich schwierig werden. Dann werden vielleicht Dinge passieren, die wir schwer gestalten oder nicht mehr reinholen können. Das heißt, wir müssen sehr aufmerksam sein die Sachen politisch angehen – aber da wird ja einiges schon getan gerade. Mae Becker: Die Zukunft, die gestern noch Science Fiction war, hat längst begonnen. Aber sie ist nicht in Stein gemeißelt. Wir können sie gemeinsam gestalten. Die Mozilla Foundation ist schon ganz vorn mit dabei, zum Beispiel als Sponsor der Responsible Computer Science Challenge. Im Rahmen dieses Wettbewerbs werden bis zu 3,5 Millionen Dollar ausgeschüttet, um Ethik als Bestandteil eines modernen Informatik-Studiums zu etablieren. Frei nach dem Motto: Aus großem Code folgt große Verantwortung. Nach diesem Prinzip funktioniert auch der Firefox Browser. Er schützt deine Daten vor neugierigen Dritten und erspart dir so zum Beispiel unerwünschte Werbung. Natürlich kannst dieses Feature, wie auch jedes andere, mit einem Klick abschalten. Wie du das Internet erleben willst, überlässt Mozilla ganz dir. Darum, wie wir das Internet gestalten können, soll es auch in der nächsten Folge about:web gehen. Dort beschäftigen wir uns mit der Frage, wie wir digitale Technologien verantwortungsvoll entwickeln und nutzen können.…
a
about:web – Der Podcast über das Internet, Dich und mich

Die dritte Folge des neuen Podcast von Mozilla & ze.tt: über das Internet, Dich & mich! about:web – der brandneue Podcast von Mozilla und ze.tt Episode 3 – Macht das Internet einsam? Protagonisten: Bjoern Krass – Journalist und Medienexperte Stephan Porombka – Autor „Es ist Liebe“ Jule – hat ihre Langzeitbeziehung über Tinder gefunden Skript: Mae Becker: Neulich schrieb ich meinem Mitbewohner Alex eine WhatsApp: „Danke, dass du mein Paket vom Nachbarn abgeholt ist! Da kommt bestimmt bald noch eins. Hatte Kaufrausch!“ Seine Antwort: Aha. Hä? Was heißt denn, “Aha”? Ist der jetzt sauer? Ist das ein genervtes Aha? Hab' ich was falsch gemacht? Denkt Alex, ich gehe jetzt davon aus, dass er meine anderen Pakete auch noch von den Nachbarn holen wird? Findet er, ich shoppe zu viel? Schnell noch eine Sprachnachricht hinterher, um alles gerade zu bügeln! Wäre natürlich nicht nötig gewesen – Alex hatte „Aha“ geschrieben, weil er gerade voll bepackt unterwegs war. Kennt ihr solche Unterhaltungen? Eigentlich ist das Smartphone mit seinen endlosen Apps und Tools ja dazu da, uns den Alltag zu erleichtern. Aber das Potenzial für Missverständnisse und und andere Stolpersteine ist groß. Manchmal hat man dann aber doch das Gefühl: Hier werden jetzt Probleme gelöst, die es vorher so gar nicht gab. Genau darum soll es auch in dieser Folge von about:web gehen: Wie verändert das Leben im Netz unsere Beziehungen? Vernetzt es uns oder trennt es uns ? [Jingle] Mae Becker: Die Möglichkeiten des Internets sind nicht mehr wegzudenken aus unserer Welt. Seien wir mal ehrlich: Wer möchte schon ernsthaft verzichten auf WhatsApp, YouTube oder Wikipedia? Die Digitalisierung hat unser Leben wie nebenbei auf links gedreht – und dabei vieles vereinfacht. Ist es also nur logisch, dass wir auch unsere Beziehungen im Internet-Zeitalter neu denken müssen? Oder passiert das vielleicht schon längst? Kinder, die heute geboren werden, kennen keine Welt ohne Internet und Smartphone mehr. Das, was wir noch die neuen Medien nennen, ist für sie nichts Besonderes, sondern stinknormaler Alltag. Die Wissenschaft bezeichnet diese Kinder, die ab 2010 geboren wurden, als Generation Alpha. Etwa ein Viertel der Unter-Sechsjährigen besitzt heute schon ein Smartphone. Neuesten Umfrageergebnissen zufolge glaubt fast die Hälfte der deutschen Eltern, dass ihre Kinder sie noch vor dem zehnten Lebensjahr überholen werden, was technisches Know-How angeht. Dementsprechend ausführlich und unbesorgt probieren diese Kinder sich auch im Netz aus. „Kinder müssen draußen bleiben“? Keine Chance! Die Altersbeschränkungen, die WhatsApp, Instagram und Co. in ihren AGB angeben, haben mit der Realität längst nichts mehr mit zu tun. Für Kinder und Jugendliche ist das Internet zum virtuellen Pausenhof geworden. Hier pflegen und leben sie ihre Beziehungen – und das viel schneller und intensiver, als ihre Eltern es getan haben. Kein Wunder: Diese Kinder sind always on. Das Smartphone sorgt dafür, dass sie immer und überall verfügbar sind – jedenfalls, wenn sie verfügbar sein wollen. Gleichzeitig beendet die Generation Alpha aber Beziehungen online auch ohne langes Zögern wieder. Das ganze Konstrukt wirkt unsicherer und zerbrechlicher als früher. Bjoern Krass ist Lehrbeauftragter für Journalismus und Rhetorik an der SRH Hochschule der populären Künste in Berlin. Außerdem coacht er einige von Deutschlands bekanntesten Influencern. Das Kommunikationsverhalten junger Menschen zu kennen, gehört für ihn quasi zum Job. Bjoern Krass: Ich bin selber in Grundschulklassen unterwegs seit vielen Jahren, und ich beobachte das bei meinen Schülerinnen und Schülern. Da geht es oftmals einfach gar nicht darum, dass zum Beispiel zielgerichtet miteinander telefoniert wird. Da wird eine beliebige Person gewählt, auf die hat man dann gerade Lust, und dann wird der WhatsApp-Knopf gedrückt und eine Sprachnachricht gestartet, ohne eine explizite Informationsübermittlungs-Absicht zu haben. Also, es gibt ganz klar keine konkrete Information, die geteilt wird, außer eben: Ich bin da; ich bin präsent. Mae Becker: Nähe, Freundschaft, Beziehung – das sind menschliche Grundbedürfnisse. Daran wird auch das Internet nichts ändern. Nicht umsonst sprechen wir schließlich von den sozialen Medien. Das Ziel vieler Apps und Dienste, die wir nutzen, ist es, uns zu vernetzen. Aber: Gerade von jungen Menschen wird Nähe im Netz immer seltener klassisch gesucht und gepflegt. Sie wird abgerufen, wenn man gerade Lust darauf hat. Wann man eine Sprachnachricht abhört, ob man auf einen Post reagiert, das entscheidet jeder für sich. Nähe on-demand – das treibt dann manchmal seltsame Blüten, wie Bjoern Krass zu berichten weiß. Bjoern Krass: Es gibt ganz schöne Beispiele internationaler Art. In Japan ist es zum Beispiel so, dass es ganz viele Filme gibt im Internet, wo Menschen essen. Die filmen sich dabei oder werden dabei gefilmt, wie sie essen. Wenn man alleine wohnt und alleine nicht essen möchte, dann holt man sich einen Video-Gast dazu. Der ist nicht live, das ist 'ne Voraufzeichnung. Man isst dann halt zu zweit oder zu mehreren. Es gibt auch Familien, die essen, an denen man dann halt einfach teilnehmen und am Fernseher Teil der Familie sein kann. Mae Becker: Ein YouTube-Video als Ersatz für das Familienessen oder den WG-Abend? Das klingt doch wie eine Szene aus irgendeinem düsteren Science-Fiction-Film, oder? Nein, meint Krass. Er warnt davor, zu schnell zu urteilen. Klar, Trends wie dieser werden wohl nie den deutschen Mainstream bestimmen. Sie zeigen aber, wie das Internet unsere Vorstellung von Beziehung beeinflussen kann. Sie belegen, wie bereitwillig gerade junge Menschen diese neuen Möglichkeiten in Anspruch nehmen. Das kann man kritisch sehen. Darüber zu klagen, hält Krass aber für sinnlos: Bjoern Krass: Wir müssen uns komplett von dem verabschieden, wie wir Beziehung früher noch definiert haben, als gegenseitige Wertschätzung – beispielsweise die Wertschätzung von Charaktereigenschaften oder von Werten, die wir selbst vertreten – sondern es geht darum, wahrgenommen zu werden. Der reine Beweis, ich nehme dich wahr, ist essenziell wichtig geworden für Kinder. Und das ist für sie zählbar: Zählbar in Likes, in Abrufen, in Shares, in Kommentaren. Danach bemessen sie heute die Güte ihres eigenen Daseins. Mae Becker: So richtig verwunderlich ist diese Entwicklung ja eigentlich nicht. Schließlich arbeiten wir alle mit Gadgets und Plattformen, die es vor 15 oder 20 Jahren noch gar nicht gab. Niemand konnte sich vorbereiten auf die vielfältigen neuen Beziehungsstrukturen, die sich daraus ergeben. Was das Leben online angeht, sind wir alle sowas wie Pioniere – ob wir nun wollen oder nicht. Genau darum dreht sich auch das Buch „Es ist Liebe“. Darin beschäftigt der Berliner Kulturwissenschaftler Stephan Porombka sich mit der Frage, wie wir unsere Beziehungen im Internet-Zeitalter gestalten können. Mein Kollege Victor Redman hat ihn zum Gespräch getroffen. Victor Redman: Herr Porombka, Sie haben ja dieses Buch geschrieben, „Es ist Liebe“. Und da sagen Sie – ganz spannendes Statement, fand sicher nicht nur ich –: 'Das Smartphone ist ein Liebesding'. Wie ist das denn zu verstehen? Stephan Porombka: Das Smartphone ist ein Liebesding auf doppelte Weise. Zum einen ist es ein Gerät, zu dem wir eine Beziehung entwickeln; das wir auch lieben und brauchen; das wir berühren müssen und wollen und von dem wir auch berührt werden wollen, und mit dem wir uns natürlich auch streiten. Das ist, wie alle Liebesbeziehungen, keine einfache Beziehung, die wir da führen. Zugleich ist es aber auch das Gerät, mit dem wir unsere Liebesbeziehungen mittlerweile organisieren. Das heißt, ganz viel, was diese Liebe ausmacht, findet über dieses Smartphone statt: Das Schreiben, das Senden, das Lesen, das sich Zeigen, das den anderen Angucken, das hat unmittelbar mit diesem Gerät zu tun. Diese Verbindung von beidem, die das nochmal verstärkt, das ist das, was natürlich wahnsinnig interessant ist und was auch für uns neu ist. Es gibt keine Vorbilder dafür. Wir tragen aber – und jetzt sag' ich wirklich wir – diese Geräte bei uns. Und weil es keine vorgefertigten Regeln dafür gibt, weil uns niemand sagt, wie wir damit unsere Liebesbeziehungen zu führen haben, müssen wir eben damit experimentieren. Und das betrifft jetzt die Zwölfjährigen, die das Handy in die Hand kriegen, genauso wie die 60- oder 70-jährigen, oder die 75- und 80-jährigen, die eben auch mit diesen Geräten kommunizieren und auch mit diesen Geräten lieben. Victor Redman: Hat das Internet dazu geführt, dass die Liebe sich neu erfunden hat oder neu erfunden werden muss? Brauchen wir also Liebe 2.0 oder 3.0, oder ist das zu hoch gegriffen? Stephan Porombka: Na ja, erstmal muss man natürlich grundsätzlich sagen, ganz wichtig: Das Konzept Liebe, an das wir glauben, und das wir als romantische Liebe praktizieren, das hat einen historischen Index. Das ist irgendwann entstanden. Das gab es in der Antike nicht, das gab es im Mittelalter nicht. Das ist 'ne spezifisch neuzeitliche Sache, und das fing an sich zu entfalten vor etwa 250, 200 Jahren. Ich gebe nur den kleinen Hinweis und sage: Es ist kein Zufall, dass unser Konzept von Liebe um 1800 entstanden ist in einem Zusammenhang, wo die Buchkultur boomte und die Briefkultur boomte, und wo es boomte, dass alle schrieben und lasen, und dass plötzlich Medien erfunden wurden, über die man ganz intim miteinander kommunizieren konnte. Und diese Form des intimen Kommunizierens hat eine bestimmte Idee von Intimität überhaupt hervorgebracht. Wir machen jetzt mal den Schnitt und gehen einfach 200 Jahre weiter in unsere Gegenwart und sagen: Ah, okay, eigentlich haben wir es wieder mit einem Medienwechsel zu tun. So wie wir vor 200 Jahren [6'50“ - Versprecher] die Verbreitung des Buches und des Erzählens und des Liebesbriefes hatten, so haben wir es jetzt mit Medien zu tun, in denen wir auch eine neue Form von Intimität erfinden können, oder mit denen wir so arbeiten können, dass wir unsere Intimität auf neue Art gestalten. Von daher würde ich sagen: Liebe 1.0 meinetwegen hat was mit Büchern und Papier zu tun. Liebe 2.0, wir es vielleicht nennen können, ist etwas, was in unserer Gegenwart stattfindet, und was mit spezifisch anderen Medien zu tun hat – nämlich mit den Medien mit denen wir jetzt schreiben und mit denen wir jetzt lesen. Victor Redman: Jetzt haben wir natürlich immer so'n bisschen den Drang, den Impuls – also, ich zumindest – zu gucken: Wie die Dinge sich verändern, ist das gut? Kann ich das positiv bewerten,oder finde ich das erstmal negativ, schaue ich kritisch? Das hat wahrscheinlich auch wieder ganz viel mit Generationen zu tun und wie man aufgewachsen ist. Mich würde mal interessieren: Was würden Sie denn sagen, welche positiven Entwicklungen im Bezug auf Beziehungen haben sich denn ergeben, durch diese Entwicklung, durch die digitalen Medien? Was ist vielleicht jetzt besser als vor dem Smartphone? Stephan Porombka: Also, es gibt generell einen Fortschritt in der Moderne, was Liebe betrifft, aber auch was Sexualität betrifft: Nämlich, dass mehr kommuniziert wird. Die Liebe, wie wir sie kennen, ist eigentlich im Kern eine Kommunikationsliebe. Das heißt, die Partner sprechen sehr viel miteinander. In dieser Liebe wird sowieso viel geschrieben und viel gelesen und man tauscht sich aus über das, was man eigentlich gern möchte oder haben will. Und wir haben es natürlich jetzt mit einer Kommunikations-Revolution zu tun. Es sind Kommunikationsmedien, die wir jetzt in der Hand haben, und das sind natürlich Booster auch für die Liebeskommunikation. Das heißt, es wird noch mehr geschrieben über die Liebe. Das Internet führt natürlich dazu, dass wir mit einer unglaublichen Vielfalt von Diversitäten konfrontiert sind, also das einfach sehen, Möglichkeiten sehen. Wir stellen uns das jetzt einfach vor: Wenn ich 1960 in 'nem Dorf in der Nähe von Bielefeld aufwachse, dann hab' ich nicht viel von der Welt gesehen, vor allen Dingen nicht was Liebe betrifft, was Sexualität betrifft. Und jetzt machen sich natürlich wahnsinnig große Horizonte auf und Möglichkeiten, innerhalb derer ich mich selber anders verorten kann, mit meinen eigenen Wünschen und Präferenzen. Victor Redman: Jetzt kann ich swipen, wen gibt es in umliegenden Dörfern, der vielleicht meine Interessen teilt und meinen Horizont ein Stück erweitern. Ist das vielleicht auch ein Grund – das ist ja so ein gern gemachter Vorwurf – warum viele moderne Beziehungen den Eindruck erwecken, so unverbindlich zu sein und so schnell wieder zu zerbrechen? Dass man einfach die Möglichkeiten sieht, die man früher nicht gesehen hat und dann auch eher gewillt ist zu sagen: Komm', lassen Wirts. Stephan Porombka: Ja, das stimmt. Allerdings ist dieser Vorbehalt in das Konzept der romantischen Liebe generell schon eingelassen. Deswegen übrigens wird die romantische Liebe schon generell verfolgt von dem Vorwurf, dass sie einerseits Verbindlichkeit [20'21“ Versprecher] erforderlich macht, aber gleichzeitig unverbindlich ist: Man ist mit jemandem zusammen, könnte aber auch mit jemand anderem zusammen sein. Und natürlich haben wir es im Moment mit einer Zunahme zu tun. Ich kann schneller Leute testen. Ich kann gucken, passt das zu mir oder passt das nicht? Ich kann eher Sachen ausprobieren, die ich früher nicht ausprobieren konnte. Und das können wir jetzt auch erstmal als Zugewinn sehen an persönlicher Freiheit und Möglichkeit, auch erfüllende Beziehungen für sich selbst zu finden, und nicht in Beziehungen bleiben zu müssen, die nicht erfüllend sind. Victor Redman: Was wären denn dann Ihre Tipps? Was sollte ich beachten, wenn ich diese Werkzeuge möglichst sinnvoll nutzen will, ohne dass das ganze Experiment am Ende explodiert? Haben Sie ein paar heiße Tipps für uns? Stephan Porombka: Also, Regeln dafür, dass das Experiment am Ende nicht explodiert, gibt es nicht. Romantische Liebe lebt davon, dass man nicht weiß was kommt. Deswegen enthält sie in sich das Risiko. Deswegen enthält sie in sich übrigens auch die Spannung, die es dann so lustig macht, die ganze Sache am Laufen zu halten. Und meistens, wenn die Sachen nicht mehr spannend sind, dann sind sie vorbei. Wir haben keine Regelbücher, wir haben keine Vorbilder für das. Wir stehen eher in dieser Situation drin und müssen eben experimentieren. Wichtig ist bei diesen Experimenten immer, dass man im alten Sinne ein Laborbuch mit sich führt, in dem man nämlich das Experiment protokolliert, also sozusagen auf dem Laufenden bleibt, was passiert. Victor Redman: Was funktioniert, was funktioniert nicht. Stephan Porombka: Was funktioniert und was funktioniert nicht! Wann knallt's, wann knallt's nicht? Sich sozusagen erstmal protokollarisch darüber Rechenschaft abzugeben, wie läuft es eigentlich? Und da wird es natürlich wahnsinnig interessant, weil ich natürlich über meine eigene Liebesbeziehung nachdenken kann und sagen kann, wie ist es eigentlich gewogen? Wie setze ich etwa mit meiner Freundin diese Medien ein, und was für ein Gewebe entsteht dadurch? Wie senden wir die Sachen, wie lassen wir das zirkulieren. Die Bilder, die Texte, die Sprachnachrichten, wo erreichen die uns? Wo werden sie gelagert, wo haben wir ein Gedächtnis? Alles wahnsinnig interessant! Jetzt guck' ich aber raus und sehe, ich kenne andere Leute, und die führen auch Beziehungen –natürlich auch strukturiert mit diesem Smartphone, und unter Umständen ganz anders. Und auch das gehört natürlich in so ein Laborbuch rein. Dass man guckt, was machen die eigentlich? Was mache ich, und was machen die anderen, und wie verändert sich das? Und welchen Test mache ich jetzt gerade, und was folgt daraus? Und sich dabei auch immer auch immer Rechenschaft darüber ablegen – und das ist glaube ich das Wichtige, das ist der zentrale Tipp –: Was will ich? Ist das jetzt gut für mich, oder muss ich was ändern? Und damit ist nicht ausgeschlossen, dass es knallt. Knallen kann's immer. Aber vielleicht knallt's das nächste Mal schöner. Victor Redman: Oder später. Stephan Porombka: Oder später. Victor Redman: Oder nie. Stephan Porombka: Oder auch nie, genau. Mae Becker: Und, wenn's dann doch mal wieder knallt, dann ist die Medizin für den Liebeskummer oft nicht weit. Das kann man natürlich auch als Vorzug des Internet-Zeitalters ansehen. Auch bei der Partnersuche gilt: There's an app for that. Plattformen wie Lovoo, OKCupid oder Bumble versprechen Liebe auf den ersten Klick. Die wohl bekannteste Flirt- und Datings-App ist allerdings Tinder. Die Plattform zählt etwa 50 Millionen registrierte Nutzer weltweit. An die 10 Millionen Menschen tindern jeden Tag. Der Ansturm ist sicher auch der Einfachheit der App geschuldet: 20 Milliarden Matches soll Tinder seit 2012 produziert haben. Was am Ende bei so einem Match herauskommt, dazu gibt es keine Zahlen. Genau deswegen wird Tinder von vielen Seiten auch immer noch skeptisch betrachtet. Entwertet das scheinbar endlose Angebot an verfügbaren Singles das Konzept der Liebe? Leistet Tinder Unverbindlichkeit und Beziehungsarmut Vorschub? Und: Sucht hier überhaupt jemand was anderes als schnellen Sex? Jule hat keine Antworten auf diese Fragen gesucht, als sie anfing Tinder zu benutzen. Für sie war schnell klar: Sie wollte Sex. Und nachdem die anfängliche Skepsis überwunden war, konnte sie den konnte sie den bei Tinder auch ziemlich einfach kriegen. Ohne, dass sie es drauf angelegt hätte, fand sie aber noch viel mehr. Jule: Ich hab' über Tinder jemanden kennen gelernt, der auch heute noch in meinem Leben 'ne große Rolle spielt. Und zwar war das an einem Freitagabend im Sommer. Ich saß auf dem Balkon und hab' 'ne Flasche Wein getrunken, hab' noch was für meine Produktion am nächsten Tag vorbereitet. Dann kam das typische Match-Geräusch aus dem Telefon. Wir hatten geschrieben, und dann ging's darum, ob wir uns jetzt noch treffen, Und dann hab' ich gesagt, dass ich jetzt nicht mehr rausgehe, aber dass er gerne zu mir kommen kann. Er kam dann auch, und wir saßen auf dem Balkon, und er scrollte meine Playlist durch und merkte, dass wir Fan einer gemeinsamen Band sind. So hatten wir dann 'ne gute Grundlage und haben uns unterhalten Wir entschieden uns dann für Sex und es war auch alles ganz toll, aber wir haben auch mitbekommen, dass wir vielleicht nicht die besten Fick-Buddies sind, sondern dass wir wirklich gute Freunde sind und wir andere Themen haben, die wir besprechen können, oder auch andere Aktivitäten. Mae Becker: Auch ihren Partner hätte Jule übrigens auf Tinder matchen können – wollte sie aber nicht. Ein Paar sind sie dann trotzdem geworden. Und auch hier spielten die sozialen Medien eine wichtige Rolle: Jule: Meinen jetzigen Freund kannte ich schon vor den sozialen Medien, allerdings [4:26 Niesen] empfand ich ihn als Arschloch. Ich fand ihn überhaupt nicht nett. Als er dann irgendwann bei Tinder aufkam, hab' ich ihn auch erstmal weggewischt, weil ich gesagt hab', mit so einem möcht' ich nichts zu tun haben. Zwei, drei Jahre später hat er mir dann 'ne Freundschaftsanfrage bei Facebook geschickt. Die hab' ich dann angenommen, weil ich gedacht habe, okay, das ist oberflächlich. Muss ja auch zu nichts führen. A n dem Tag, wo er mir die Freundschaftsanfrage geschickt hat, hat er mir noch eifrig viele Nachrichten geschrieben. Ich war mit 'ner guten Freundin abends noch in 'ner Bar, und dann hatten wir 'ne Gin-Tonic-Beratung via Telefon gemacht, und irgendwann entschied er sich dazu, zu uns in die Bar zu kommen. Und seitdem sind wir quasi unzertrennlich. Mae Becker: Jule könnte man wohl als Tinder-Erfolgsgeschichte beschreiben. Eine bedingungslose Anhängerin der sozialen Medien ist sie trotzdem nicht geworden. Mehr als ein Mittel zum Zweck waren Tinder und Co. für Jule nämlich nie: Jule: Ich denke, dass man ohne die sozialen Medien genauso die gleichen Menschen hätte kennen lernen können. Natürlich wäre das komplizierter gewesen, aber man hat ja ein Schema, wonach man sucht, und ich glaube, wenn man gemeinsame Interessen, dann kann man sich durchaus auch im realen Leben treffen. Da gehört natürlich 'n bisschen mehr Mut dazu, weil man dann denjenigen ansprechen muss – aber ich glaube, das wäre auch alles ohne die sozialen Medien gegangen. Mae Becker: Vernetzt das Internet uns, oder trennt es uns? Letztlich kommt es wohl darauf an, wie wir die Werkzeuge nutzen, die das Netz bietet. Kinder und Jugendliche nutzen Möglichkeiten, über die wir noch nachgrübeln, bereits sehr intensiv und effektiv. Dieser Mut zum Experimentieren kann ein Vorbild für uns sein – muss es aber nicht. WhatsApp, Facebook, Tinder und Co. haben das Potenzial, unsere Welt ein Stück größer zu machen. Sie eröffnen uns Optionen und Freiheiten, die wir ohne sie so nicht gehabt hätten. Jede neue App kann auch eine neue Chance sein. Gleichzeitig kann aus diesem Mehr aber auch schnell ein Zuviel werden. Aus Möglichkeiten werden Überforderungen. Am Ende des Experiments kann entweder der große Erfolg stehen – oder der große Knall. Wie groß das Risiko ist, das wir eingehen wollen – diese Entscheidung kann uns keine App der Welt abnehmen. Um Liebe geht es übrigens auch in der nächsten Folge. Dort lernen wir Akihito kennen. Der ist verliebt – in eine virtuelle Person. In eine Person also, die es gar nicht gibt. Oder vielleicht doch? Diesen und ähnlichen Fragen stellen wir uns beim nächsten Mal in about:web. Wenn Ihr Euch in der Zwischenzeit im Netz in Liebesabenteuer stürzen wollt, dann macht Ihr das am besten mit Firefox, dem Internet Browser von Mozilla. Der verbesserte Tracking-Schutz sorgt dafür, dass Privates auch privat bleibt. Das garantiert zwar immer noch keinen Erfolg in der digitalen Liebe, erspart Euch aber immerhin unerwünschte Werbung und ähnliche Unannehmlichkeiten bei Euren Experimenten.…
a
about:web – Der Podcast über das Internet, Dich und mich

1 about:web #2 – Was das Internet über dich denkt 34:27
34:27
Play Later
Play Later
Lists
Like
Liked34:27
Die zweite Folge des neuen Podcast von Mozilla & ze.tt: über das Internet, Dich & mich! about:web – der brandneue Podcast von Mozilla und ze.tt Episode 2 – Was das Internet über dich denkt Protagonisten: • Wolfgang Kerler – Redaktionsleiter von Wired in Deutschland • Sachar Klein – Geschäftsführer der Kommunikationsagentur Hypr • Andre Padecken und Sandra Drolshagen – Betreiber des Instagram-Accounts MissyMinzi • Douglas Rushkoff – US-amerikanischer Autor, Dozent und Kolumnist Skript: Mae Becker: Ah, der “Is mir egal” Mann. Der ist super. Ewig nicht mehr gehört. Aber immer noch ein guter Beat. Was macht die BVG, die Berliner Verkehrsgesellschaft, eigentlich jetzt? Ah…. ja… da steht es ja gleich… noch ein Video Jetzt sind sie auf 80er. Auch nicht schlecht. Hmmm hmmm hmmm … Oh Mann, das wird mein Ohrwurm. Das wird mein Ohrwurm der nächsten Wochen. Das weiß ich jetzt schon. Um den zu übertünchen brauch ich jetzt dringend etwas Anderes. Ach, guck, der „Supergeil“-Typ von Edeka… ach, ja… Liechtenstein. Der war echt super. Supergeil, quasi. Jaja, ihr kennt das alle. Zu viel Zeit und einen Computer zur Hand und schon ist man in den Weiten des Netzes abgetaucht und macht sich eine gute Zeit. Oft auch, wenn man eigentlich gar keine Zeit hat. Das Internet ist ein Traum für alle, die prokrastinieren wollen. Das heißt, so richtig schön bummeln, und die eigene Zeit etwas anderem widmen, als dem, das man gerade wirklich zu tun hat. Das Internet macht es uns leicht, uns mit super wichtigen Sachen eine gute Zeit zu machen: Wir schauen Katzenvideos an, lustige Gifs oder auch einfach nur anderen Menschen beim Leben zu. Wir versacken auf Suchmaschinen und in Online-Lexika. Aber, wer sind wir für das Internet? Werden alle diese Inhalte eingestellt, um uns zu belustigen? Um uns zu zerstreuen? Und uns zu informieren? Oder warum? Darum soll es in dieser Folge von about:web gehen. Hi, ich bin Mae von ze.tt. Und ich führe euch durch diesen Podcast, präsentiert von Mozilla, den Machern des Browsers Firefox, und Tochter der Non-Profit Organisation Mozilla Foundation. Im Gegensatz zu einigen anderen Tech-Unternehmen, setzt Mozilla euch an erste Stelle und tritt seit 20 Jahren für das Internet ein. Mit so Sachen wie der Multicontainer Erweiterung, die Werbe-Tracker davon abhält, euch von Seite zu Seite, Plattform zu Plattform zu verfolgen. Ich sag das nur jetzt hier schon mal, denn nachdem wir herausgefunden haben werden, was auf der anderen Seite des Webs so gedacht und gemacht wird und mit welcher Motivation, werden ihr wahrscheinlich unbedingt sowas wie die Multicontainer-Erweiterung für euren Browser haben wollen. Trust me. Oder gleich die neueste Version von Firefox, die mit verbesserter Tracking Protection kommt und alles blockt, was euch im Internet verfolgt. Also: Woher kommen all diese Dinge, die uns im Web begegnen und warum sind sie da? Wer hat da was von - und wer nicht? Ist es etwa gewollt, dass wir wie Anne aus der letzten Folge unsere Hände nicht mehr von unseren Handys und Tastaturen lassen können? Und wenn ja, von wem? Und warum? Ist Aufmerksamkeit die neue Währung geworden? [Jingle] Ich klicke mal hier mal da, wie Hans Guck in die Luft und mache mir eigentlich über gar nichts Gedanken, wenn ich mit viel Zeit mal im Netz unterwegs bin. Denn das Internet ist ja schließlich dafür da, mich zu belustigen. Oder? Und für mich ist ein einzelner Klick auf eine Sachen eben wirklich nur das: ein bedenkenloser Klick. Und die Zeit, die ich auf einzelnen Portalen verbringe ist für mich auch nur das: eine Minute meiner Lebenszeit. So wie ich klicken sich viele ganz bedenkenlos durch das Internet. Dabei werden wir aber von unsichtbaren Kräften gelenkt. Das zeigt schon mein kurzer Stroll auf Youtube. Wie von Geisterhand zieht es mich von einem Video zum nächsten. Immer dem guten Beat und dem skurrilen Inhalt nach. Dass ich bei genau diesen Videos lande, ist dabei sicher kein Zufall. Für die Akteure auf der anderen Seite sieht mein kleiner Ausflug durch die Weiten des Netzes ganz anders aus. Sie nehmen das ernst. Und sie haben sich beim Design der verschiedenen Webseiten etwas gedacht. Und bei ihren Social Media Posts. Und auch bei den Inhalten, die sie für uns ausspielen. Denn es gibt ganz verschiedene Techniken, wie man sich im Netz unsere Aufmerksamkeit aneignet. Sachar Klein: “Letztendlich geht es darum, den Menschen etwas zu geben, das sie entweder, was für sie komplett neu ist, oder man bietet ihnen etwas, was sie bestätigt, dass sie dann schlussendlich sagen „Ha! Siehste! Ich bin nicht allein mit meiner Meinung.“ Oder aber was sie dermaßen erstaunt und überrascht, dass sie sagen „Das kann doch gar nicht wahr sein. Schau dir das doch mal an!“ Mae Becker: Eben habt ihr Sachar Klein gehört. Dass ich mich ausgerechnet mit ihm über diese Sachen unterhalte, kommt nicht von ungefähr. Denn Sachar ist Gründer und Geschäftsführer der Kommunikationsagentur Hypr in Berlin und arbeitet für große Unternehmen, aber auch für Startups oder aber Magazine. Sein Job ist es, für diese Kunden Aufmerksamkeit zu generieren und zwar auf den unterschiedlichsten Plattformen und mit verschiedenen Mitteln. Sachar Klein: “Die Art und Weise, wie wir Kommunikation verstehen ist einerseits, dass die Aufmerksamkeit von Menschen erlangen müssen, um dann die Aufmerksamkeit der Menschen so zu framen, dass wir die Kunden oder die Auftraggeber für die wir tätig sind, letztendlich davon am meisten profitieren können. Gleichzeitig gibt es nicht nur um simple Aufmerksamkeit, sondern darum die Aufmerksamkeit so zu gestalten, dass sich die Nutzer gut unterhalten und informiert fühlen.” Mae Becker: Sachar, der auch einen journalistischen Background hat, möchte, dass die Internetnutzer seinen Inhalten gerne ihre Aufmerksamkeit schenken, nicht durch Druck. Er möchte Inhalte schaffen, die man einfach gerne klickt. Natürlich immer das Kommunikationsziel seiner Kunden im Hinterkopf. Aber woher weiß man, was gern geklickt wird? Dafür muss man vor allem die Zielpersonen sehr gut kennen. Und sie dort abholen, wo sie sind, erklärt mir Sachar: Sachar Klein: Ich habe tatsächlich früh gelernt, dass man gute Geschichten erzählen muss. Dass man die Geschichten aber eben nicht aus seiner eigenen Perspektive heraus erzählen muss, sondern dass man immer berücksichtigen muss, wem man diese Geschichten erzählt, damit man die Aufmerksamkeit der Leute auf sich ziehen kann. Leute, die sich Gehör verschaffen möchten und müssen, müssen zuerst wahnsinnig viel zuhören. Ich persönlich bin ein Freund dessen, dass ich lieber selber höre, lese, beobachte, analysiere und auf Basis dessen eine Entscheidung treffe, was die Leute wirklich interessiert, worüber sie nachdenken, worüber sie weniger gerne nachdenken. Und dann muss ich das Ganze natürlich als Schablone über das legen, was unsere Auftraggeber interessiert und was sie gerne kommuniziert sehen wollen. Damit das dann auch wirklich gut funktioniert. Mae Becker: Der Schlüssel, unsere Aufmerksamkeit zu erhaschen liegt also darin, uns besonders gut zu kennen. Kommunikationsagenturen wie Hypr wollen nicht einfach irgendwen erreichen, sie wollen die richtigen Menschen für ein bestimmtes Kommunikationsziel erreichen. Damit die Werbebotschaft des Kunden auch bei denen ankommt, die sie interessiert. Ganz ähnlich verfährt auch Journalist Wolfgang Kerler. Auch wenn er eigentlich keine Werbeziele mit seiner Arbeit verfolgt. Die guten Geschichten will er dennoch an den richtigen Mann und die richtige Frau bringen. Wolfgang leitet seit ein paar Monaten die Redaktion von Wired in Deutschland. Wolfgang Kerler: Wired ist ein Technologie-Magazin. Früher wars mal ein Heft, jetzt sind wir nur noch im Netz. Unser Themengebiet sind Zukunftstechnologien und alles, was damit politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, kulturellen Konsequenzen zusammenhängt. Mae Becker: Ich unterhalte mich mit Wolfgang, weil er ein digitales Medium betreibt. Eins auf das wir, bei unseren Streifzügen durch das Netz klicken können. Menschen, die Wired lesen, interessieren sich für Technologie und Zukunftsthemen, wie beispielsweise E-Mobility und Blockchain. Ihr Tech-Wissen bekommen sie bei Wired schon seit 1993. Wer sich so lang hält, muss wissen, was er tut. Wolfgang, der vorher lang beim Bayerischen Rundfunk und auch Korrespondent des ARD Haupstadtstudios war, weiß, wie man die Aufmerksamkeit dieser bestimmten Gruppe fesselt. Wolfgang Kerler: Man kann natürlich durch reißerische Überschriften und Unmengen an Content, den man irgendwie raushaut, schnell so eine Aufmerksamkeitswelle erzeugen […] und kriegt dann wahrscheinlich auch auf einen Schlag mal viele Klicks. Aber unser Ziel ist es, uns quasi eine treue Nutzerschaft aufzubauen. Wir versuchen an bestimmten Themen einfach viel dran zu bleiben, lang dran zu bleiben. Und dann versuch ich natürlich, dass viele Geschichten echt nur wir haben. Also exklusive Geschichten oder spannende Artikel, tatsächlich die sich dann von selbst verbreiten, weil die Leute das so interessant finden, dass sie es dann posten und verschicken und so weiter. Mae Becker: Wolfgang geht es also darum, relevante News zu verbreiten und auch bemerkenswerte und für die Leser relevante Geschichten zu erzählen. Es geht darum, etwas zu bringen, was dem Leser wiederum etwas bringt, was ihn begeistert, ihm Spaß macht. Gern auch mit einer knalligen Headline und dem ein oder anderen Tech-Gossip über Elon Musk. Aber ist es wirklich nur das? Oder gibt es da noch eine andere Seite, wenn wir über Aufmerksamkeit sprechen? Gibt es da nicht noch diese Sache namens Aufmerksamkeitsökonomie? Kurz: Ist da nicht noch jemand anderes zufriedenzustellen, wenn man als digitales Medium überleben will? Wolfgang Kerler: Das Thema Aufmerksamkeitsökonomie hat für mich jetzt in den letzten Monaten ganz akut an Bedeutung gewonnen, weil ich von einem gebührenfinanzierten öffentlich rechtlichen Medium zu einem privaten Medienhaus gewechselt hab. Und hier sind wir sozusagen von Werbeeinnahmen abhängig und nicht mehr von automatisch einfließenden Gebührengeldern. Also sind wir jetzt noch viel stärker als früher auf die Aufmerksamkeit unserer Nutzer angewiesen. Wir müssen, wir brauchen auch gute Zahlen, um Werbung zu schalten. Mae Becker: Auf Werbeeinnahmen und auf die Aufmerksamkeit der Nutzer angewiesen” sagt Wolfgang. Und hat damit schon den Finger in die Wunde gelegt. Denn je mehr meiner Aufmerksamkeit eine Seite im Internet auf sich zieht, desto wahrscheinlicher ist es, dass diese Seite für Werbetreibende interessant wird. Und dieser Umstand ist nicht zu unterschätzen. Denn da kommt das Geld her. Das Geld, das gebraucht wird, um die Webseite überhaupt erst betreiben zu können. Ein ziemliches Dilemma. Oh ja! Und da Werbetreibende sich nun mal gern da tummeln, wo ihre Anzeige von den meisten gesehen wird – das heißt, wo man potenziell die meisten Kunden akquirieren kann – sind Anzeigenplätze auf beliebten Portalen und Netzwerken teuer. Es ist also gut, wenn man möglichst viele Leute auf seinem Portal oder seiner Seite erreicht. Schon klingelt die Kasse. So kann unsere Aufmerksamkeit leicht in harte Währung übersetzt werden. Wolfgang Kerler: Wir sind ja auch irgendwie ein bisschen in einem Dilemma, wir machen ein kostenloses Angebot. Aber irgendwie müssen wir ja auch Geld verdienen, das heißt wir müssen natürlich Werbeanzeigen schalten und brauchen da auch eine gewissen Anzahl an Nutzern. Wir müssen schon dafür sorgen, dass unser Content auch erreicht wird. Weil, selbst die Leute, die uns interessieren, finden wir ja nur, wenn wir irgendwie Aufmerksamkeit erzeugen. Weil es gibt so viele Angebote. Die suchen nicht mehr aktiv nach uns nach uns. Die sagen nicht, ey, ich brauch irgendwie ein cooles Medium, die Zukunftsthemen behandelt und ein bisschen einen weiteren Horizont hat als diese normalen Textseiten, wo ich irgendwelche Windows-Fixes erklärt kriege. Danach sucht ja niemand mehr aktiv. Das heißt wir müssen irgendwie in deren Kosmos reinkommen. Und das ist ein schmaler Grad. Mae Becker: Das ist wahr. Wann hab ich zuletzt mit solchen Schlagwörtern wirklich nach etwas im Netz gesucht. Und ein Online-Medium braucht dann doch gewisse Techniken, um auf eine gewissen Anzahl an Nutzern zu kommen. Eine gewisse Anzahl an Klicks. Damit es sich rechnet. Ja, Werbetreibende trietzen uns schon alle irgendwie, scheint mir. Wolfgang Kerler: Und gleichzeitig, obwohl wir kostenlos sind, gibt es auch so eine gewisse Abfälligkeit den Medien gegenüber inzwischen im Netz bei manchen Nutzern und da wird dann trotzdem so ein bisschen geschimpft. Und wenn man mal eine Überschrift macht, die ein bisschen Teaser- oder Cliffhanger-Charakter hat. Dann schreiben sie gleich drüber: “Ey habt ihr die Klicks echt so nötig, oder so? Dann denk ich mir auch, ja sorry, dass wir euch kostenlos Artikel bereitstellen. Wir haben schon den Anspruch, dass wir gute Artikel machen und ich bin dann bereit, den Preis zu zahlen, dass wir irgendwie mal ein bisschen eine reißerische Überschrift nehmen. Sodass der gute Content auch an den Mann und die Frau kommt. Weil es nützt niemandem was, wenn ich ne langweilige Überschrift mache und dann niemand den guten Artikel lesen kann. Das nutzt weder dem Nutzer, noch dem Verlag noch mir und das ist irgendwie eine Gradwanderung. Mae Becker: Da haben sich einige Unternehmen ganz schön viel einfallen lassen, um uns einzufangen, weiß Wolfgang. Auch wenn er bei Wired längst nicht alles macht, was da so möglich wäre. Aber die Möglichkeiten sind in der Szene auf jeden Fall bekannt. Für viele ist dabei der Inhalt längst nicht mehr die Priorität, sondern vielleicht schon, wie man die Zahlen möglichst hoch treibt, um vor den Werbern eine gute Figur zu machen. Wolfgang Kerler: Natürlich kennt man so ein bisschen die Tricks. Was ich noch recht harmlos finde, ist Nachrichten. Aktuelle Meldungen. Die erzeugen Aufmerksamkeit. Weil es wollen halt recht viele Leute wissen, was passiert grad. Dann ist natürlich so: Sex sells. Sobald es um Sex geht, hast du mehr Traffic. Drogen gehen auch total gut, sobald irgendwie Marihuana drin vorkommt, kannst du dir sicher sein, ok, der Artikel läuft Tiere gehen bestimmt auch gut da machen wir nicht so viel, bei uns sind die Tiere eher die Roboter, die irgendwas cooles machen. Also das sind so Content-Typen und dann kannste natürlich reißerische Headlines machen, du kannst polarisierende Headlines machen, wo die Leute sich schon irgendwie beim Lesen drüber aufregen, und dann drauf klicken. Also sowas geht auch. Und es gibt natürlich auch technische Möglichkeiten, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Also es gibt Redaktionen, die überarbeiten so einen Nachrichten-Artikel zwanzig mal am Tag, damit Google den jedesmal wieder als neuen Artikel wahrnimmt und dann wieder hochspült bei Google News und dann da noch ein paar Klicks abgreift. Sodass dann nicht mehr der beste Nachrichten-Artikel oben ist, sondern halt der, der am häufigsten gepimpt wird von der Redaktion. Das ist auch so ne Möglichkeit. Dann kannst du dir irgendwie 20.000 verschiedene Arten von Facebook- und Instagram-Posts überlegen, möglichst emotional und sharable. Dann funktionieren total süße Sachen oder Posts, wo Leute drunter schreiben, wie schlimm doch was ist. Und wie schlecht die Welt heutzutage ist. Also wo man sich irgendwie so ein bisschen ranwanzen kann mit irgendwas. Schaut mal, jetzt ist das Weltmeer schon wieder so verschmutzt und dann schreiben alle: Ja, das ist total schlimm. Sowas funktioniert auch gut. Das war jetzt ein kurzer Ritt durch alles, was man so machen kann. Aber Vorsicht: Wired macht nicht alles davon, wir machen nur die anständigen Sachen! Mae Becker: Sachar von Hypr weiß, warum manche Unternehmen so hart um die Aufmerksamkeit kämpfen. So hart, dass sich inzwischen auch der Ton in unserer Nachrichten- und Medienkultur gewandelt hat. Sachar Klein Weil auf uns in der Zeit, in der wir leben, einfach unfassbar viele Kommunikationsbotschaften einprasseln. Und wir eben auch nicht mehr jeden Morgen, die Tageszeitung aufschlagen oder das Radio einschalten, sondern vielleicht sogar noch im Bett, unser Smartphone zur Hand nehmen, Facebook öffnen, Instagram öffnen, vielleicht Twitter öffnen. Und dann eben Seiten runter scrollen. Und dieser Scroll-Daumen, der ist sehr unnachgiebig und verharrt auf Sachverhalten nur 1,3 Sekunden. Und wenn man sich da in das Bewusstsein der Menschen fressen möchte mit seiner Botschaft, da muss man schon eine sehr starke Botschaft haben. Das ist etwas, was zu einer sehr aggressiven Wortwahl führt.” Mae Becker: Kurz: Wer am lautesten schreit, erhofft sich die meisten Klicks und auch das meiste Geld durch Werbeeinnahmen. Sachar und Wolfgang sind von den billigen Maschen gelinde gesagt genervt. Beide setzen auf wenigen und dafür qualitativ hochwertigen Content, mit dem sie dauerhafte Nutzer gewinnen wollen, die ihre Inhalte gern lesen. Dennoch sind auch sie, solange Content umsonst ist (was ja total gut ist), abhängig von Werbung. Aber das ist nicht das einzige Problem hier. Denn wir Menschen folgen auch ganz bestimmten Anreizen im Netz, ohne es zu merken. Dabei schränken diese Anreize unsere Wahlmöglichkeiten eigentlich ein, denn ich klicke ja innerhalb einer Seite nur auf die Dinge, die mir als “artverwandt” angezeigt werden und mich vermeintlich interessieren sollen. Oft ist uns diese Vorauswahl, diese Beschneidung unserer Möglichkeiten nicht bewusst. Sie führt aber dazu, dass wir möglichst lange auf einer bestimmten Seite bleiben, also möglichst viel Zeit mit den Seiteninhalten verbringen. Wenn uns etwas gefällt, dann schauen wir es uns mehrfach an und lange. Wir streuen zum Beispiel Videos und Clips freiwillig im Netz, teilen sie mit unseren Freunden und werden so – gemäß dem Schneeballprinzip – zu Multiplikatoren von Inhalten. Damit helfen wir mit, die Aufmerksamkeit auf einer bestimmten Plattform zu bündeln. Sogar wir bei ze.tt sind Teil des Ganzen, weil wir auf Hashtags und virale Hits hinweisen und uns über Internetkunst beömmeln. Und wir stellen witzige Instagram Accounts vor, die unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. All das ist natürlich vollkommen in Ordnung. Wir sollten ja mit unserer Zeit machen können, was wir wollen. Und wir sollten auch die Inhalte mit den Menschen in unserer Umgebung teilen können, von denen wir sicher sind, dass sie ihnen auch gefallen. Allerdings ist es nun einmal wichtig, zu wissen, dass vieles, was du dir im Internet gern anschaust, dich zugleich mit Werbetreibenden verbindet. Douglas Rushkoff: Ökonomie der Aufmerksamkeit” ist eine Bezeichnung, die gerade heute immer häufiger genutzt wird, um zu beschreiben, dass Internetunternehmen sich im Grunde in ihrem Wachstum nur darin beschränkt sehen, wie viele Stunden wir Menschen auf einen Bildschirm starren können. Mae Becker: Douglas Rushkoff ist ein US-amerikanischer Autor, Dozent und Kolumnist. Er unterrichtet Medientheorie an der New York University und hat in seiner Karriere zahlreiche Fachbücher zur Netzkultur veröffentlicht. Mit der sogenannten Attention Economy kennt er sich aus. Douglas Rushkoff: Pioniere des digitalen Businesses haben schnell erkannt, dass es räumlich im Internet keine Beschränkungen gibt. Es können immer mehr und mehr Webseiten erstellt werden. Der Platz ist quasi unendlich. Aber die Anzahl der Stunden, die wir tatsächlich damit verbringen können, all die Dinge, die im Internet veröffentlicht werden, aufzunehmen, die ist begrenzt. Mae Becker: Wenn das Internet ein Raum ist, in dem jeder unbegrenzt viele Inhalte veröffentlichen kann, allerdings die Menschen, die diese Inhalte sehen und sich mit ihnen beschäftigen sollen, nur ein kurzes zeitliches Aufnahmefenster haben, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass die publizierten Inhalte nicht gesehen werden, unglaublich groß. Das knappe Gut in dieser Gleichung ist unsere Aufmerksamkeit. Sie ist unfassbar viel wert! Sie ist eine wertvolle Ressource in dieser digitalen Welt. Mit ihr lässt sich viel Geld machen. Je mehr Aufmerksamkeit man hat, desto mehr Geld lässt sich verdienen. Das Gerangel um unsere Aufmerksamkeit hat einige neue Phänomene zum Vorschein gebracht: die Influencer zum Beispiel. Sie schaffen es, mit ihren Inhalten, die Aufmerksamkeit einer großen Gruppe an Menschen auf sich zu ziehen. So können sie mit ihren Empfehlungen – auch für Produkte – Einfluss ausüben. Was sie sagen, erreicht viele, was sie cool finden, finden möglicherweise viele Leute cool. Ich treffe mich mit Sandra Drolshagen und Andre Padecken. Sie sind Influencer. Oder sagen wir, Influencer-Manager. Oder nee, noch besser: Manager von einem Petfluencer! Täglich posten sie Bilder ihrer süßen Hunde auf ihrem Instagram Kanal missyminzi. Angefangen hat alles vor etwa drei Jahren, als sich das Paar den süßen Zwergspitz Minzi zulegte. Minzi brach sich leider als Welpe ein Vorderbeinchen. Nach einigen medizinischen Komplikationen musste das Bein abgenommen werden. Die Suche nach Prothesen für einen so kleinen Hund gestaltete sich schwierig. Sandra musste selbst aktiv werden und sich mit einem Prothesenhersteller in Verbindung setzen. Die Idee zum Instagram Account kam dann aber eigentlich von einer Freundin. Sie schlug ihnen vor, ihre Geschichte und das Leben mit dem dreibeinigen Wuschel mit der Welt zu teilen und nebenbei Menschen über Hundeprothesen aufzuklären. Seither zeigen die beiden, wie es ist, mit dem süßen Dreibeiner zu leben. Dass der Account so erfolgreich werden würde, damit haben sie nicht gerechnet. Andre Padecken: Also auf unserem Instagram Account posten jeden Tag ein Bild. Und nehmen die Leute praktisch in unserer Story vor allem mit, was wir im Alltag so mit den Hunden erleben. Damit wollen wir den Leuten einfach vermitteln: Ihr könnt reisen, wie jeder andere Mensch auch, ihr könnt ähm den Alltag so bestreiten wie jeder andere Mensch auch oder wie jeder Hundehalter vor allem Mae Becker: Mittlerweile hat der Account über 110.000 Follower, die Anteil am Leben des süßen Dreibeiners nehmen. Auch die anderen vier Hunde des Paares sind mit von der Partie. Mal liegt Minzi mit seinen “Geschwistern” unter dicken Decken, mal schnabulieren sie gemeinsam Melone oder fliegen an Ballons durch die Luft. Natürlich hilft Photoshop das eine oder andere Mal nach. Ein Post auf dem Instagram-Account kann da schon mal locker zwischen 8.000 und 15.000 Likes erhalten. Andre und Sandra profitieren von den Ökonomie der Aufmerksamkeit, wie Douglas Rushkoff sie beschrieben hat. Andre Padecken: Als wir dann ein paar Tausend Follower hatten, haben wir diverse Anfragen bekommen. Aber das waren dann hundespezifische Sachen: Spielzeug, Hundefutter oder sonst irgendwas. Dass dann größere Unternehmen auf uns zugekommen sind, da müsste ich jetzt absolut schätzen. Sandra Drolshagen: Ich würd schätzen, so ab 30.000 Followern, in etwa? Mae Becker: Und wer fragt da an? Auf den Bildern sind ja meist nur Hunde zu sehen. Geht es da um Hundeprodukte? Sandra Drolshagen Genau also wir haben, Hundespielzeug kriegen wir Anfragen, Hundefutter auch menschliche Produkte oder irgendwelche Öle hatten wir neulich angefragt bekommen. Das geht dann kreuz und quer. Oft sind das auch gar keine Hunde spezifischen Sachen. Man muss da schon ordentlich aussortieren. Wirklich Leute, mit denen wir kooperieren, ist eigentlich sehr wenig. Mae Becker: Und was wollen die? Sandra Drolshagen Die wollen einfach, dass wir deren Produkte auf unsere Seite stellen. Oft ist das auch gar nicht so durchdacht. Ob das jetzt wirklich zu unserer Seite passen würde. Wir bekommen zum Beispiel sehr sehr viele Anfragen zu Halsbändern. Fast täglich kommt so eine Anfrage. Und unsere Hunde tragen zum einen keine Halsbänder, zum anderen würde man die ja gar nicht sehen in deren Fell. Oft schicken die dann also Kettenbriefe rum, an alle Influencer, die die kennen und vieles ist auch gar nicht so ernst gemeint dann. Mae Becker: Für Sandra und Andre ist der Account nur ein Side-Projekt. Sie können von den Werbegeschichten auf ihrer Seite nicht leben und das wollen sie auch gar nicht. Andre ist Student, Sandra promoviert. Insofern sind sie froh, sich nicht abhängig von den Unternehmen machen und jede Kooperation annehmen zu müssen, die bei ihnen anklopft. Sie nehmen wirklich nur das an, was zu ihnen und zum Account passt und was sie moralisch vertreten können. Andre Padecken: wir haben halt primär einen Schmuckhersteller, wir kommen aus Oldenburg und der ist auch in Oldenburg ansässig und haben schon sowohl eine regionale Verbundenheit als auch die Personen, die dort arbeiten, die kennen wir halt auch. Von daher ist sowohl die persönliche als auch die regionale Ebene halt gegeben und da unterstützen wir sehr gerne. Und die unterstützen uns dementsprechend auch und sind total nett zu uns. Und sonst sind wir was so Werbesachen angeht sehr zurückhaltend. Weil wir die Gefahr kennen, dass man mit einem Produkt sich nicht genug auseinandergesetzt hat – das heißt, es kann durchaus auch nach hinten losgehen. Deswegen sind wir was sonstige Werbetätigkeiten betrifft eigentlich recht vorsichtig. Mae Becker: Aber kommen denn auch mal Unternehmen mit unangebrachten Forderungen um die Ecke? Sandra Drolshagen: Also dass da unangebrachte Forderungen kommen, das hat man natürlich immer mal. Wenn es jetzt ist, dass ein Produkt gar nicht zu unserer Seite passt, oder wir hatten auch mal einen Spielzeughersteller, der wollte das Spielzeug an den Hund binden. Das war auch so eine ganz skurille Idee, wo wir das auch gar nicht verstanden hatten. Also sowas würden wir natürlich niemals zeigen. Dann hatten wir auch mal Fälle, da hatten wir schon. Also wir mochten die Produkte gerne, hatten uns auch schon fast geeinigt [den vertrag fast unterschrieben] und dann kamen die plötzlich mit ganz vielen zusatzklauseln und 20 Hashtags, die die genannt haben wollten und so weiter. Wo das dann auch einfach auch unseriös wirkt und sowas sagen wir dann doch lieber ab, als dann aus der Not heraus da jetzt so eine Kooperation anzunehmen. Selbst wenn wir irgendwelche Werbedeals haben, ist das Wohl der Hunde deutlich wichtiger als wenn wir da jetzt irgendwelche inhaltlichen Sachen durchprügeln müssten, ohne davon voll überzeugt zu sein. Mae Becker: Sandra, Andre und ihre Hunde verschaffen anderen Menschen ein gutes Gefühl. Manche User melden zurück, ihre Bilder seien die Highlights ihres Tages. Andere wollen sich mit ihnen treffen, wenn sie auf Instagram sehen, wo sie gerade unterwegs sind. Minzi ist eine Berühmtheit. Ein Feelgood-Hund mit Feelgood-Content. Wie immer ist unsere Welt aber nicht nur so rosa-rot. Denn die Sache mit der Aufmerksamkeitsökonomomie hat auch ihre Haken. Das dachtet ihr euch schon. Zum einen werden wir und unsere Daten zum Produkt. Und zum anderen entsteht in diesem Aufmerksamkeitskreislauf auch schnell eine Abhängigkeit. Nämlich dann, wenn sich die Akteure, die im Internet agieren, abhängig von den Werbetreibenden machen. Abhängigkeit gegenüber also von denen, die das Geld haben. Und das passiert gar nicht so selten. Denn während viele Teile des Internets für uns kostenlos sind – wir können die Inhalte ohne finanzielle Gegenleistung ansehen – haben ja die Personen, die Content kreieren, durchaus Kosten bei deren Erstellung. Kreative, wie Autoren oder Videographen, müssen für ihre freiverfügbaren Inhalte auf irgendeine Art und Weise müssen entlohnt werden. IT-ler, die die Seiten programmieren auch. Und ein Unternehmen, beispielsweise ein Verlagshaus, muss seine Mitarbeiter ebenfalls bezahlen oder will ja auch ein bisschen Profit machen. Wie sich das rechnet? Ganz einfach: indem möglichst Werbe-Anzeigen verkauft werden. Douglas Rushkoff erklärt noch einmal genauer, wieso das alles problematisch sein kann: Douglas Rushkoff: "Ganz früher gab es jemanden, der Content erstellt hat und ein entsprechendes Publikum dafür. Irgendwann wurde dem, der Content erstellt, aber klar, dass man sich irgendwie finanzieren muss – und wendete sich den Werbetreibenden zu. Aber wenn mehr Einnahmen durch Werbetreibende erzielt werden, als durch das Publikum, dann ändert sich die ganze Dynamik. Wir sind zu einer Ökonomie der Aufmerksamkeit übergegangen, die eher darauf ausgerichtet ist, die Aufmerksamkeit des Publikums den Werbetreibenden zuzuspielen, als Content für das Publikum zu kreieren.“ Mae Becker: Habt ihr das mitbekommen? Nicht mehr die Inhalte einer Website sind heute die Ware, die man an den Zuschauer bringen will. In Wirklichkeit ist es die Aufmerksamkeit der Personen, die sich diese Website ansehen. Es geht also inzwischen vielmals eher darum, die Werbetreibenden zufrieden zu stellen und ihnen die Aufmerksamkeit der Internet-User zu bieten, als den Nutzern gute Inhalte zu bieten. Quantität der Nutzerzahlen vor Qualität der Inhalte. Und dieser Umstand zieht gleich noch eine ganze Reihe anderer Geschäftszweige nach sich: Douglas Rushkoff: “Da sich diese Art zu wirtschaften weiterentwickelte und diese Dynamik erhalten blieb, tauchten eine ganze Reihe anderer Dienstleister auf: wie etwa Data Mining und demographische Erhebungen, psychografische Erhebungen und die gezielte Ausspielung personalisierter Werbung. Denn nun, wo die Konsumenten in Wirklichkeit das Produkt geworden waren, musste man ja auch verstehen, wer all diese Konsumenten waren.” Mae Becker: Werbebasierte Netzwerke haben also ein großes Interesse daran, ihre Nutzer möglichst umfassend zu durchleuchten und alles über sie zu wissen. Denn dann können sie bessere zielgerichtetere Werbung auf den Markt bringen. Darüber haben wir uns ja bereits in Folge 1 von about:web mit Netzaktivistin Katharina Nocun unterhalten. Je mehr Follower eine Seite akquirieren kann, desto mehr Geld kann sie potenziell mit Werbung machen. Und je mehr eine Seite über ihre Nutzer weiß, umso attraktiver ist diese Seite für Werbetreibende, da sie ihre Anzeigen dann sehr spezifisch, relevant und punktgenau ausspielen können. Es ist also gut, die Nutzer zu kennen. Zu wissen, worauf sie anspringen, um so die Inhalte anpassen und die Aufmerksamkeit noch besser lenken und damit vermarkten zu können. Machen wir uns nichts vor. Es gibt Feelgood-Content, ja. Aber es gibt auch Aufreg-Content, der im Netz mindestens so gut funktioniert. Auch wer eine rassistische, eine sexistische, eine Fake News- oder Verschwörungs-Seite im Netz erstellt, wird Follower finden, die diese Inhalte liken und mit anderen Gleichgesinnten teilen. Auch diese Seiten erhalten Aufmerksamkeit und auch diese Seitenbetreiber machen mit ihren Werbeflächen Geld. Viele Seiten werden genau dafür erstellt: Um Aufreg-Content zu kreieren und Klicks von Menschen zu bekommen, die zu extremen Meinungen neigen. Reißerische Themen, nackte Haut, Sex, Gewalt, … all das sind Mittel, um im Netz um Aufmerksamkeit zu kämpfen. Denn wo die Aufmerksamkeit der Leute ist, da ist für die, die Werbung machen, ein guter Platz ihre Anzeigen zu platzieren – und schwupps klingelt die Kasse desjenigen, der die Webseite betreibt. Dabei werden die ohnehin schon eher radikalen User durch die Seiteninhalte noch weiter radikalisiert. Den Machern solcher Seiten sind diese Auswirkungen meist egal. Sie sind eben nur darauf aus, einen schnellen Taler zu machen. Auch Sachar Klein von Hypr ist von einigen Akteuren ganz besonders genervt: Sachar Klein: „Also was mich derzeit nervt ist eine Anzeige, die ich immer wieder auf Twitter und auf Instagram sehe, die diesen massiven Trend oder diesen Hype um die Fernsehsendung „Die Höhle der Löwen“ ausnutzt und letztendlich die eine clickbaiting Headline formuliert. Und zwar: „Was du bei die Höhle der Löwen“ nicht gesehen hast. Und dann hast du noch einen Teasertext. Es schien alles einfach, doch im Nachgang hat es nicht funktioniert klick hier, um anzuschauen, was aus dem Unternehmen xyz wurde. Mit dem Ergebnis, dass wenn du diese Anzeige klickst… du etwas liest, was nichts mit der Höhle der Löwen zu tun hat und du auf einer Verkaufsseite landest. Wo ich tatsächlich Angst habe, dass die über einen Cookie gleich deine Daten abgreifen und dann über Retargeting versuchen, dir weitere Produkte, also dich damit zu bombardieren.” Mae Becker: Douglas Rushkoff fast noch einmal zusammen: Douglas Rushkoff: Den digitalen Fortschritt hat sich der Kapitalismus einverleibt. Alle anderen Effekte sind in Wirklichkeit nur Wege, uns von dieser essentiellen Realität abzulenken. Uns zu betäuben. Rassismus funktioniert im Netz, weil sich mit Rassismus gutes Geld verdienen lässt. Sexismus funktioniert, weil sich mit Sexismus gutes Geld verdienen lässt. Wir alle sind dem Markt ausgeliefert. Und jedes Unternehmen, mit dem Sie heute sprechen, ist seinen Aktionären ausgeliefert. Sie sind schließlich da, um Kapital anzuhäufen. Mae Becker: Und dieses Kapital kommt auch durch unsere Aufmerksamkeit. Egal, ob du ein großer Fisch im Internet bist oder ein nettes Pärchen mit einem freundlichen Hunde-Account, das sich neben dem Studium etwas dazuverdient. Gibt es aber einen Weg aus diesem Strudel der Kapitalanhäufung herauszukommen? Schließlich wollen und müssen wir alle uns ja, wie in der ersten Folge von about: web festgestellt haben, im Internet bewegen. Wie kommen wir da raus, Douglas? Douglas Rushkoff: Meine Hoffnung ist, dass man, wenn man versteht, was diese Plattformen von einem wollen, in einer viel besseren Position ist, sie intelligent und zu seinem eigenen Vorteil zu nutzen. Nicht für den Vorteil von jemand anderem. Dann merkt man: „Oh, ok, das ist alles nur eine große Kooperation, die versucht, ihren Nutzen aus mir zu ziehen.“ Sobald man das verstanden hat, kann man sagen: Oh, das Internet ist ein Werkzeug. Wie jedes andere Werkzeug auch. Wie eine Ampel. Oder irgendein anderer Gegenstand da draußen. Mae Becker: Ja, Bescheid zu wissen, wie das Internet funktioniert und was es von uns denkt, ist auf jeden Fall ein guter erster Schritt, um eine informierte Entscheidung darüber zu treffen, wie wir es nutzen wollen. Wir sollten uns bewusst machen, wem wir unsere Aufmerksamkeit schenken und welche Strategien es im Netz gibt, um unsere Aufmerksamkeit zu fesseln. Und wir müssen uns fragen, wo wir mit unserem Nutzungsverhalten wiederum welche Informationen über uns hinterlassen, die zu gezielter personalisierter Werbung führen können. Kurzum: Wir sollten uns alle Abwehrstrategien gegen das aggressive Werben um unsere Aufmerksamkeit im Netz aneignen. Denn nur, wenn wir wissen, dass einige Akteure im Internet uns nicht nur zerstreuen oder informieren, sondern uns bewusst locken wollen, überlegen wir uns den einen oder anderen Klick auf bestimmte Inhalte vielleicht zweimal. Erinnert ihr euch an meine Empfehlung vom Anfang? Die mit der Multicontainer-Erweiterung, die Advertizer und andere Tracker davon abhält, euch bei euren Streifzügen durch das Internet zu verfolgen? Jetzt wäre es eigentlich ein guter Zeitpunkt, sie gemeinsam mit der neusten Version von Firefox herunterzuladen und zu installieren. Sie gibt euch ein bisschen eurer Privatsphäre zurück, wenn ihr euch im Internet bewegt. Übrigens hat Firefox 63, die neuste Version des Browsers, einen eingebauten Tracking Schutz. Auf englisch “enhanced tracking protection”. Das enhanced bedeutet: Hier werden wirklich alle Tracker automatisch geblockt! Mozilla gibt euch diese und andere Strategien an die Hand, die euch helfen, bewusstere Entscheidungen im Netz zu treffen. Mit dem Browser Firefox, mit diesem Podcast und auf dem Blog blog.mozilla.org/berlin. Auch diese News sollten viral gehen: Erzählt es euren Freunden und lasst uns alle gemeinsam das Internet viel bewusster nutzen. Gemeinsam können wir die Richtung ändern. Denn wenn unsere Aufmerksamkeit nicht mehr so leicht zu kriegen ist, haben wir eine gute Chance, wieder mehr wertvolle Inhalte zu sehen zu bekommen. Es geht nicht mehr ohne Online und die digitale Welt ist komplex. Wir bewegen uns täglich darin, aber durchschauen wir sie auch? Mit Organisationen wie Mozilla könnt ihr mehr darüber lernen, welche Mechanismen im Netz greifen. Mozilla ist eine Organisation, die du aus zweierlei Gründen lieben solltest: Erstens machen sie den Browser Firefox und zweitens werden sie von einer gemeinnützigen Organisation, der Mozilla Foundation, unterstützt. Wenn euch dieser Podcast gefallen hat und ihr mehr darüber erfahren wollt, wie sich unsere Welt durch Technik wandelt, dann hört mal rein in den amerikanischen Podcast IRL - in real life. Unte .irlpodcast.org. Und hört natürlich beim nächsten Mal wieder rein, wenn es darum geht, wie das Internet unsere Kommunikation verändert hat!…
a
about:web – Der Podcast über das Internet, Dich und mich

1 about:web #1 – Wie viel Online ist zu viel Online? 23:57
23:57
Play Later
Play Later
Lists
Like
Liked23:57
Die erste Folge des neuen Podcast von Mozilla & ze.tt: über das Internet, Dich & mich! about:web – der brandneue Podcast von Mozilla und ze.tt Episode 1 – Wie viel Online ist zu viel Online? Protagonisten: · Mae Becker · Experimentteilnehmerin Anne · Netzaktivistin Katharina Nocun Skript: Mae Becker: Ich liege am Strand. Vor mir die blaue Ostsee. Unter mir der weiße Sand. Um mich herum spielende Kinder und kreischende Möwen. Und ich kann nur an eins denken: Wenn jetzt jemand wichtiges anruft. Wenn jetzt die Mail kommt, diese eine… weißt schon. Sicher schreibt mir gerade wer auf WhatsApp. Bestimmt stapeln sich die wichtigen Nachrichten schon. Die Hilferufe aus der Arbeit! Magda wollte doch schreiben, oder? Verdammt! Ja, es ist mir passiert. Ich habe mir selbst digitalen Detox verschafft. Eine Woche in einem Bungalow an der See. Eine Woche ohne Empfang und Internet: „Macht mir doch nix aus! Ich kann das!“ – Oh doch, das tut es. Und: Oh nein, ich kann es nicht. Seit letzter Woche weiß ich, ich bin einer von ihnen. Einer von den Menschen, die nicht mehr ohne das Internet klarkommen. Ein richtig doofes Gefühl. Erst kommt die Beklemmung, dann die Panik. Ohne Internet zu sein, macht mir erst einmal bewusst, wie zwanghaft ich sonst wohl mein Smartphone nutze. Ich fühle mich abgeschnitten von der Welt. Schmerzhaft ist das irgendwie. Ich muss mir eingestehen: Mein Online-Leben und mein Offline-Leben sind eins. Es gibt keine Trennung mehr. Das wird mir jetzt erst so richtig bewusst. Meine Erkenntnisse an der See bringen mich dazu, zu fragen: Kann man heute überhaupt noch ohne das Internet leben? Und wie vernetzt ist zu vernetzt? Von wem mache ich mich da eigentlich abhängig? Und ist das alles gut? Hi, mein Name ist Mae Becker und ich führe euch in den nächsten Wochen durch diesen Podcast mit der Hilfe von Mozilla, der non-profit Organization, hinter dem Browser Firefox. Wir beantworten diese und andere brennende Fragen, schauen uns unsere Beziehung zur Technik ganz genau an und finden heraus, wie wir sie besser für uns nutzen können. Im Gegensatz zu einigen anderen Tech-Unternehmen will Mozilla Menschen über Profit stellen, das Richtige tun und die Welt mit ihren Angeboten ein bisschen besser für alle machen. Wer sich zwanghaft am Strand herumwälzt, statt die Freizeit zu genießen, hat vielleicht ein ernsthaftes Problem. Nach einer Weile komme ich ganz gut mit dem Detox klar, natürlich. Aber die Frage bleibt in meinem Kopf: War es nicht einmal so, dass ich meinen Internetkonsum bestimmt habe? Bestimmt er inzwischen mich? Und wann ist das denn bitte passiert? Und wenn die Grenzen zwischen meinem realen Leben und meinem Online–Leben verschwimmen, bin ich dann noch analog? Genau wie ich verbringen viele Millennials sehr viel Zeit am Rechner, am Handy, am Tablet. Wir sind digital vollständig eingebunden: schreiben E-Mails, sind auf Social Media Plattformen unterwegs, nutzen Messenger Apps auf dem Handy. Wir nutzen das Internet, um auf dem Laufenden zu bleiben, um Filme zu schauen, Zeitungen zu lesen, um einzukaufen und vieles mehr. Mittlerweile sind wir immer und überall vernetzt. Und das müssen wir vielmals auch, allein schon, weil wir Kontakt zu unseren Freunden halten wollen. Und weil es in vielen Berufen Voraussetzung ist – zumindest in meinem Umfeld aus Menschen, die beruflich irgendwas mit Medien machen. Könnten wir überhaupt noch ohne leben? Zurück in Berlin mache ich mit meiner Freundin Anne den Test. Ich weiß, dass sie schlecht von ihrem Handy lassen kann und habe sie für ein kleines Experiment ins ze.tt-Büro eingeladen. Die Challenge: Sie muss ihr Handy vor sich auf den Tisch legen und darf es 30 Minuten nicht berühren, ganz egal, was auf dem Handy passiert. Natürlich vibriert es schon nach kurzer Zeit. Mae Becker: Glaubst du dass es dir schwer fallen wird, dein Handy nicht anzufassen für so ne lange Zeit? Oder hast du das Gefühl, dass du das hinkriegst? Anne: Ja, ich denk schon, dass es mir schwer fallen wird, aber ich glaub, ich krieg das hin. Mae Becker: Also wir probieren das Mal…. Start ab jetzt. Mae Becker: Ja, also dein Handy liegt jetzt hier vor dir, Anne. Wie fühlst du dich denn? Anne: Schwierig. Ich hab halt schon gesehen, dass es dreimal vibriert hat und jetzt blinkt es auch die ganze Zeit. ich würd halt schon gern nachschauen, aber ich weiß, ich darf ja jetzt nicht. Mae Becker: Ja, aber wie fühlst du dich jetzt? Hast du ein bisschen Beklemmung? Anne: Ja, ich überleg halt. Wer schreibt da jetzt so? Ist es vielleicht irgendwas wichtiges? Sollte ich…. eigentlich würde ich sofort antworten, so wie ich es sonst auch mache, aber… ja da müssen die Leute jetzt auch durch, ne? Warten wir’s mal ab. (Lachen) Mae Becker: Ok, warten wir’s mal ab, wie es Anne in 10 Minuten geht. Mae Becker: So Anne, dein Telefon blinkt jetzt hier seit 20 Minuten vor sich hin. Wie fühlst du dich? Anne: Ja, also… so langsam… ich würd’s jetzt halt fast abbrechen wollen… weil… es ist ja jetzt schon das weiß ich nicht wievielte Mal, dass es vibriert und ich habe jetzt schon .. sogar ein bisschen schwitzige Hände…. also es geht… es geht… aber eigentlich will ich’s halt am liebsten beenden gerade. Mae Becker: Ja? Anne: Ja. Mae Becker: Ja, wir probieren’s mal noch ein bisschen, oder? Fünf Minuten? Dann haben wir 25 Minuten gemacht? Ja? Anne: Ok. Ok. Mae Becker: Jetzt hat dein Telefon ja schon wieder vibriert! Kannst du.. ja es ist irgendwie echt krass, wie viele Nachrichten du kriegst. Anne: Oar ja. Mae Becker: Oh, jetzt hat sie schon hingefasst! Anne, also du kannst dein Handy eigentlich nicht anfassen, ne? Du darfst es… Leg es wieder hin! Leg es wieder hin! Anne: Ich muss. Ich muss halt jetzt nachschauen, sorry. Mae Becker: Ja? Oh Mann, aber du warst so nah dran an der halben Stunde! Anne: Aber guck dir das mal an hier… 15 Nachrichten, wie soll ich denn… Mae Becker: Aber vielleicht… du schreibst aber auch immer direkt zurück… Anne: Ja, aber die Leute warten ja auch!! Mae Becker: Du musst deine Follower mal erziehen, Anne. (Lachen) Das geht so nicht. Ja, krass. Anne: Na gut, ich antworte jetzt erst mal, ok? Mae Becker: Ja, wie fühlst du dich damit, dass du jetzt echt nur knapp 22 Minuten durchgehalten hast mit diesem Experiment. Das ist doch krass. Oder? Gruselt dich das? Anne: Jetzt gerade bin ich erstmal erleichtert. Du hast mir auch die Zeit gegeben, jetzt den Leuten zu antworten. Jetzt geht es mir schon mal besser. Ich weiß, es klingt komisch, aber die warten halt. Und ich kann damit nicht umgehen, wenn Leute auf meine Antwort warten. Oder auf irgendwas von mir warten. So ist es auch in der Arbeit und so mach ich das halt auch privat. Und ich glaub, das ist vielleicht einfach auch ne Einstellungssache, wie man als Mensch so ist. Mae Becker: OK. Anne: Aber klar, man kann’s negativ bewerten und vielleicht auch positiv. Vielleicht ist es aber auch einfach neutral. Also ich seh es gerade neutral, ich mach mir keine Vorwürfe. Es erschreckt mich etwas, wie abhängig Anne von ihrem Handy ist. Sie will permanent erreichbar sein und hat ein schlechtes Gewissen, den Menschen auf der anderen Seite gegenüber. So sehr, dass sie sogar körperliche Stress-Symptome hat. Können manche Menschen wirklich nicht mehr ohne? Nicht einmal für eine halbe Stunde? Und ist das schlimm? Oder wirklich, wie Anne sagt, halb so wild? Aber bevor wir anfangen zu verurteilen: Wer von uns kann schon noch ohne? Ich krieg einen Koller nach ein paar Tagen im Funkloch. Und das würdet ihr da draußen sicherlich auch. Denn mal ehrlich: Eigentlich wollen wir doch gar nicht mehr rein analog leben, oder? Wie abhängig ich im Vergleich zu Anne bin, kann mir mein Handy selbst sagen. Für eine Woche habe ich mir eine App installiert, die aufzeichnet, wie oft ich mein Handy in die Hand nehme und wie viel Zeit ich mit ihm verbringe. Das Ergebnis nach einer Woche: 19 Stunden und 29 Minuten!! Das heißt, ich war täglich im Durchschnitt 167 Minuten am Handy, das sind fast drei Stunden. Würde man diesen Wert aufs Jahr hochrechnen, käme ich auf knapp 1.000 Stunden, die ich auf den kleinen Bildschirm meines Telefons gestarrt habe. Das sind beinah anderdhalb Monate. Eine ganz schön krasse Zahl! Und auch echt viel Lebenszeit! An einem normalen Tag entsperre ich mein Handy 30 mal! Trotzdem bin ich mit meinen 167 Minuten pro Tag noch im Rahmen: Statistisch gesehen schauen wir Deutschen an einem normalen Wochentag durchschnittlich 150 Minuten auf unsere Handys, und am Wochenende sogar noch gut 200 Minuten. Eigentlich sollten diese Zahlen mich vielleicht auch nicht so verwundern. Schließlich ist das Smartphone längst nicht mehr nur ein Telefon, es kann uns den Computer ersetzen, den Fernseher, die Tageszeitung, das Bücherregal. Es ist Walkman, Straßenkarte, Bankkarte und Taschenlampe in einem. Und viele Bereiche und Services in unserer Gesellschaft haben sich bereits digitalisiert. Und wir sind daran gewöhnt, alles auf Knopfdruck herausfinden und buchen zu können. Glaubt ihr nicht? Dann könnt ihr ja mal versuchen, euch ein Flugticket analog zu besorgen, den richtigen Arzt in eurer Stadt zu finden oder euch an einem unbekannten Ort mit jemandem zu verabreden. Na? Jetzt bräuchtet ihr wohl erst einmal die Gelben Seiten, um Sitz und Nummer des Arztes oder eines Reisebüros recherchieren zu können. Aber wo gibt es die denn noch in Buchform? Und selbst, wenn euch das glückt, steht ihr so ganz ohne GPS, ohne Nahverkehrs-App und ohne Handy-Karte schnell vor dem nächsten Rätsel: nämlich wie ihr überhaupt zu den jeweiligen Adressen kommt. Ich kann nur von mir selbst ausgehen, aber in den ganzen Jahren, die ich in Berlin lebe, habe ich mir nie die Mühe gemacht, mir eine Straßenkarte zu kaufen. Ganz zu schweigen von einem Festnetztelefon. Mal ehrlich, ohne mein Smartphone wäre ich aufgeschmissen in meinem täglichen Leben. Ich würde sicher einen ganzen Tag brauchen, um die Wege zu erledigen, die nötig sind, um irgendetwas ohne mein Handy in Gang zu bringen. Und wer hat schon die Zeit? So wie ich, sind viele nicht bereit, auf digitale Services zu verzichten. Sie machen Informationen jederzeit und überall für uns abrufbar. Und sparen uns so Zeit und Geld, helfen uns bei der Kommunikation mit anderen und machen generell unser Leben einfach leichter. Wir können nicht mehr ohne. Die Frage, ob das nun schlimm oder halb so wild ist, sollte man sich allerdings stellen. Denn gerade weil wir mittlerweile so abhängig von den Diensten sind, nutzen wir sie oft ganz blauäugig und verschließen die Augen davor, dass es im Internet nicht nur die Akteure gibt, die uns etwas Gutes wollen, sondern eben auch die, die es ausnutzen, dass wir ihre Dienste nutzen wollen und manchmal sogar nutzen müssen. Viele der Dienste – viele Apps und Programme – sind kostenlos. Oder vermeintlich kostenlos. Um sie nutzen zu können, muss man nur schnell mal eben bei den Allgemeinen Geschäftsbedingungen auf „akzeptieren“ klicken und schon steht dem nächsten Katzenvideo oder dem Chat mit Freunden nichts mehr im Wege. Was genau wir da aber „akzeptieren“ ist allerdings vielen nicht klar. Katharina Nocun: „Naja, wer liest schon alle allgemeinen Geschäftsbedingungen, die er online so tagtäglich abnickt? Eine US-Studie kam zum Ergebnis, dass wir mindestens unseren Jahresurlaub opfern müssten, wenn wir tatsächlich bei allen Online-Diensten immer das Kleingedruckte lesen würden. Das bedeutet: Die meisten Menschen lügen, wenn sie klicken auf ‘Ich habe die AGB gelesen’ oder “Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen”, weil sie gar nicht anders können. Beim genauen Hinsehen nutzen wir Dienste wie Facebook oder Google keineswegs ohne Gegenleistung. Wir zahlen mit unseren Daten und dem Zugang zu unserer Aufmerksamkeit. Wir zahlen damit, dass Plattformen uns auswerten und manipulieren dürfen.“ Mae Becker: Katharina Nocun ist Netzaktivistin, Bürgerrechtlerin, Bloggerin und Autorin. In ihrem Buch „Die Daten, die ich rief. Wie wir unsere Freiheit an Großkonzerne verkaufen“, das kürzlich bei Bastei Lübbe erschienen ist, erklärt sie, weshalb wir uns diesen Deal etwas genauer anschauen sollten: Katharina Nocun: Das Geschäftsmodell Dienst gegen Daten oder Dienst gegen personalisierte Werbung ist ein Milliardengeschäft. Giganten wie Google oder Facebook sind Marktführer und erzielen Gewinnmargen, von denen die klassische Industrie nur träumen kann. Mae Becker: Fakt ist: Konzerne schlagen Profit aus unserer Bequemlichkeit oder unserer Gutgläubigkeit. Und daraus, dass wir mittlerweile abhängig von den Diensten geworden sind. Unsere Verhaltensdaten sind ihr Kapital. Allein Facebook setzt mit einem durchschnittlichen US-Nutzer im Jahr etwa 100 US-Dollar um. Da kommt bei 2,3 Milliarden Nutzern weltweit einiges zusammen. Nicht wenige Nutzer halten das Modell trotzdem für fair. Schließlich bekommen sie so Zugriff auf Dienste, die ihnen ihr Leben erleichtern. Und was macht es schon, wenn ein paar Konzerne die Daten haben? Schließlich hat man als unbescholtener Bürger ja nichts zu verbergen, oder? Katharina Nocun: Jeder Mensch hat etwas zu verbergen. Man nennt das Privatsphäre. Das Interessante ist ja, dass ausgerechnet die Unternehmen, die uns erklären wollen, Datenschutz wär so ein Prinzip von gestern und heutzutage total veraltet, extrem viel vor uns zu verbergen haben. Denn um zu wissen, ob ich einen fairen Deal eingehe, wenn ich auf akzeptieren klicke, müsste ich ja eigentlich die Details kennen. Ich müsste abschätzen können, ob Leistung und Gegenleistung in einem gesunden Verhältnis zueinander stehen. Aber in puncto Transparenz haben ausgerechnet die datenhungrigsten Dienste extremen Nachholbedarf. Wer weiß denn schon, welche Daten konkret über einen gespeichert werden, wenn man einen Dienst nutzt? Oder ob die Daten gelöscht werden, wann sie gelöscht werden und wie sie verwendet werden. Niemand kann abschätzen, ob die Informationen, die jetzt über einen gesammelt werden, nicht irgendwann aus dem Kontext gerissen werden, gegen einen verwendet werden, oder wo sie am Ende landen. Forscher der Universitäten Cambridge und Stanford haben in einer Studie gezeigt, dass ein Algorithmus anhand von nur 10 Facebook-Likes bessere Vorhersagen über mein Verhalten zu machen kann, als mein Arbeitskollege. Ab 300 Likes bestimmt der Algorithmus meine Charaktereigenschaften sogar besser, als mein Lebensgefährte. Und das ist doch krass! Wer hätte das vor zehn Jahren gedacht, als man angefangen hat, Facebook zu nutzen. Das bedeutet: Niemand kann abschätzen, was Unternehmen aus einem Klickprofil in 10 Jahren ablesen können. Trotzdem werden die Daten bis zum St. Nimmerleinstag gespeichert. Das finde ich nicht richtig. Mae Becker: Der vermeintlich faire Deal ist also ein ganz schöner Kuhhandel. Denn persönliche Daten und vor allem auch unsere Aufmerksamkeit sind, wie gesagt, viel mehr Wert als das Produkt, das wir dafür erhalten. Große Konzerne machen sehr viel Geld mit uns, von dem wir nichts sehen. Und behandeln uns zusätzlich als Ware. Und das nicht nur im Internet, wo Daten im großen Stil abgefasst werden, sondern auch in der “ganz realen Welt”. In vielen Einkaufszentren werden etwa eure Wege durch das Geschäft nachverfolgt, wenn ihr auf dem Handy WLAN oder Bluetooth angeschalten habt. So wissen Supermarktketten schnell, wie lang ihr vor welchen Regalen gestanden habt und für welche Produkte ihr euch ganz besonders interessiert. Im Rahmen von Einkaufs-Bonusprogrammen werden noch weitaus sensibelere Daten erfasst. Anbieter wie Payback können anhand eurer Einkäufe sehr schnell sehr viel über euch wissen: Ob man sich gesund oder eher ungesund ernährt, ob man nur für sich oder für eine Familie einkauft, ob man Vitaminpräparate oder Inkontinenzbinden braucht. Ja, dein Einkaufsverhalten lässt jede Menge Rückschlüsse auf dich zu. Und woher nehmen wir überhaupt die Gewissheit, dass Daten sicher sind? Der Gegenwert, den man in Form von Rabatt-Gutscheinen oder Sammelprämien erhält, ist vor diesem Hintergrund vergleichsweise gering. Stellt euch vor, ihr kauft ein Anti-Stress-Produkt für 3 Euro, dann bekommt ihr Sammelpunkte im Gegenwert von Centbeträgen. Ihr habt also die Information, dass ihr unter Stress leidet, für 3 Cent verkauft. Na, ob es das Wert war? Egal ob euer Einkaufsverhalten im Netz oder auch mit Payback-Karten, eure Likes auf Facebook oder eure Suchverläufe auf Google – überall hinterlasst ihr eine Datenspur und die kann ganz schön viel über euch preisgeben. So kommen eine Menge sensibler Daten zusammen, die wir wissentlich wahrscheinlich Fremden so nicht überlassen würden. Katharina Nocun: Beim Datenschutz geht es ja weniger um meinen letzten Social Media Post, bei dem ich mich bewusst entschieden hab, dass ich das jetzt mit der Welt teilen möchte. Es geht eher um unbewusste Datensammlungen. Ja, wenn ich mir anschauen, wo die besonders sensiblen Datensammlungen anfallen, wie sie entstehen, dann stell ich fest, das sind vor allem Abfallprodukte anderer Handlungen. Ich gehe ja nicht zu Google, um eine Akte meiner intimsten Sehnsüchte oder auch Krankheitssorgen erstellen zu lassen. Oder gar meiner Beziehungsprobleme oder Sex-Vorlieben. Aber genau das passiert, wenn ich alles, was mir durch den Kopf geht, in die Google-Suche eingebe. Und wenn ich bei WhatsApp mit Freunden schreibe oder bei Instagram oder bei Facebook Sachen like, mach ich das ja nicht, damit der Konzern Facebook mir noch besser auf mich zugeschnittene Werbung anzeigen kann, oder politische Werbung weiß, wo man mich am besten wie triggert. Aber genau das passiert leider. Mae Becker: Und, genau hier liegt das Problem. Wenn ich im Internet Sachen mache, die mir wichtig sind, die mich persönlich angehen und die mir etwas bedeuten, können oft ungeahnt große und sensible Datensammlungen anfallen. Und die werden weiterverwendet, um Profit zu machen oder uns als Menschen in bestimmte Raster zu ordnen und zu klassifizieren. Oft bezahlen wir die vermeintlich kostenlosen Dienste also mit einer kompletten Durchleuchtung unserer Privatsphäre. Und wer garantiert uns, dass diese Daten nicht irgendwann einem potenziellen Arbeitgeber zugänglich gemacht werden, der dann schon vor meinem Bewerbungsgespräch alles Mögliche über mich weiß – schon heute gibt es eine Software, die anhand von Daten aus dem Internet und von Datenhändlern ermitteln kann, ob man vermutlich ein fähiger Mitarbeiter ist oder nicht. Oder einer Versicherung, die dann meine Beiträge anhand meiner Suchhistorie nach Krankheitssymptomen festlegen kann. Ganz zu schweigen von den Sicherheitslücken: Auf dem Schwarzmarkt sind persönliche Datensätze sicher schon heute eine Menge wert. Und keiner kann sagen, was mit meinem Datenschatten in der Zukunft passieren wird. Denn eins ist klar: Diese Daten über mein Verhalten leben länger, als ich mich dran erinnern kann. Google weiß, was mich vor 5 Jahren beschäftigt hat und wo ich unterwegs war, auch wenn ich es heut schon längst vergessen habe. Unsere Datenspur kann uns im schlimmsten Fall sogar erpressbar machen. Oder wie viel wärt ihr bereit zu zahlen, damit eure Suchhistorie der letzten Jahre nicht veröffentlicht wird? Wissen ist Macht, Daten sind Macht, erklärt mir die Aktivistin Katharina Nocun: Katharina Nocun: Datenschutz ist die große Machtfrage dieses Jahrhunderts. Wer Kontrolle darüber hat, was mit unseren Verhaltens-Daten passiert, der hat auch Macht über uns. Wer unsere Sehnsüchte und unsere Geheimnisse kennt, der kann uns schließlich an ihnen spazieren führen und uns manipulieren, ohne dass wir es überhaupt merken. Mae Becker: All das klingt, als würde uns unser Drang, durch neue Technik und Services frei und unabhängig zu sein, ganz schön unfrei und abhängig machen. Nämlich von den Großkonzernen, denen wir mit unserem gutgläubigen im Netz und unserer Bequemlichkeit die Tür öffnen. Wer jetzt nach all dem Gehörten meint: „Tja, selber Schuld! Du musst ja nicht online sein!“, der sei an den Anfang dieser Folge erinnert. Denn heutzutage können wir kaum noch nicht online leben. Und die Technik ist ja auch nicht per se schlecht. Online-Leben ist eben reales Leben. Reales Leben ist Online-Leben. Wir müssen uns im Netz bewegen, da kommen wir nicht mehr drum rum. Aber wir sollten eben auch einen Anteil an der Gestaltung haben. Was uns als letzter Ausweg erscheint, nämlich das Abschalten, der digitale Detox, ist etwas, was man sich erst einmal leisten können muss. Abschalten ist ein Luxus geworden! Nicht nur kann es zum gesellschaftlichen Ausschluss führen, offline zu sein – beispielsweise im Beruf. Viele können es sich auch finanziell einfach nicht leisten. Sie sind dem Datensammel- und Kategorisierungswahn der Konzerne ausgeliefert, weiß Katharina: Katharina Nocun: Mark Zuckerberg hat Millionen ausgegeben, damit keiner seiner Familie in den Garten schauen kann. Er hat alle Grundstücke drumherum aufgekauft. Milliarden von Nutzern auf Facebook zu durchleuchten, findet er aber trotzdem normal. Es sieht leider momentan ganz so aus, als ob Datenschutz und Privatsphäre in Zukunft etwas sein werden, das sich nur noch Gutbetuchte leisten können. Oder man ist richtiger Technik-Freak und Nerd uns kriegt das alles selber hin. Aber wer ist das schon. Gerade die vermeintlich kostenlosen Dienste sind sehr übergriffig, was die Daten ihrer Nutzer angeht. Und Betroffenen wird oft lapidar entgegnet: Naja, selber schuld. Dann zahl doch mehr, dann nutz doch etwas Anderes. Das ist für viele Menschen eben nicht so einfach! Der Konzern Facebook hat durch den Aufkauf von Instagram und WhatsApp ein Quasi-Monopol im Bereich soziale Kommunikation. Es ist gar nicht so einfach, auf Alternativen umzusteigen, wenn man dann seine ganzen Kontakte einfach nicht mehr erreicht. Privatsphäre ist nach dem derzeitigem Modell leider oft mit Kosten, mit Verzicht, mit Mühe verbunden. Es ist nicht die Standardeinstellung. Und wenn ich jeden Cent zweimal umdrehen muss, dann greife ich vielleicht zum Bonusprogramm. Dann gebe ich meiner Versicherung eben Zugriff auf die Daten meines Fitness-Trackers oder lasse mein Fahrverhalten überwachen, um weniger zu zahlen. Nicht jeder hat so eine Wahl. Mae Becker: Eigentlich sollte Abschalten auch gar nicht der letzte Ausweg sein. Es sollte nicht nur diese beiden Optionen geben: Entweder du lässt dich aushorchen oder du gehst halt offline. Denn damit bürden wir die Verantwortung ja den Nutzerinnen und Nutzern auf. Und die sollten wir nicht auf uns abwälzen lassen: Das machen wir ja schließlich in der analogen Welt auch nicht. Wenn ich beispielsweise ein öffentliches Gebäude betrete, dann kann ich davon ausgehen, dass es nicht über mir zusammenbricht. Denn fürs Bauen gibt es nun einmal Regeln. Und wenn ich in einem Restaurant zum Essen einkehre, dann kann ich auch davon ausgehen, dass ich das bestellte Gericht getrost essen kann, ohne Angst zu haben, mir eine Lebensmittelvergiftung zuzuziehen. Denn auch dafür gibt es Regeln. Nur im Internet scheinen Regeln zum Verbraucherschutz nicht zu greifen, stattdessen wird uns die Verantwortung zugeschoben, wenn privatwirtschaftliche Akteure uns ausnutzen wollen. Katharina Nocun: Natürlich brauchen wir Regeln für den Umgang mit unseren Verhaltensdaten und was sich Unternehmen uns gegenüber überhaupt rausnehmen dürfen. Wir brauchen einen möglichst hohen allgemeinen Datenschutzstandard – so Datenschutz als Standardeinstellung etwa. Momentan ist die Standardeinstellung ja, dass Amazon jeden meiner Klicks protokollieren kann und dass Netflix speichert, wann ich bei der letzten Folge Black Mirror wo wann vorgespult habe und ob ich beispielsweise eine bestimmte Sex-Szene zweimal angeguckt hab. Und ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich find das nicht normal. Meinem Gefühl nach sollte “nicht speichern” die Standard-Einstellung sein, nicht “Überwachung”. Jeder sollte jederzeit die Wahl haben, auch Nein zu bestimmten Formen von Verhaltenstracking sagen zu können. Und zwar ohne dadurch gleich Nachteile in Kauf nehmen zu müssen und ohne dass es heißt, na dann kannst du den Dienst gar nicht nutzen. Und ich als Nutzer will doch davon ausgehen können, wenn ich einen Dienst nutze, gibt es einen gesetzlichen Mindeststandard, auf den ich vertrauen kann, auf den ich mich verlassen kann und den ich im Zweifel auch einfordern kann. Es muss überwachungsfreie Räume geben, in denen mein Verhalten nicht zu kommerziellen Zwecken ausgewertet wird. Denn wer überwacht wird, ist ja nicht wirklich frei. Und deshalb braucht eine Demokratie auch Datenschutz. Mae Becker: Technik hat das Potenzial, unsere Welt und unsere Leben noch besser zu machen. Wir sollten nicht auf sie verzichten. Aber wir sollten uns auch darüber informieren, was Unternehmen mit unseren Daten anstellen, wer sich an uns bereichert und wer sich im Netz und in der Politik für unsere Sicherheit einsetzt. Welche Einstellungen man wie anpassen kann. Und welche Alternativen es gibt, mit denen ich etwas mehr Kontrolle über meine Daten habe. Wir sollten nicht nur wissen, wie wir das Internet nutzen, sondern auch, wie wir von den großen Konzernen im Internet benutzt werden. Und wir müssen verstehen, warum unsere Daten so wichtig sind, wer davon profitiert, dass wir immer online sind, und dass wir nicht mehr von unseren Handys lassen können – wie Anne aus dem Experiment . Wer informierte Entscheidungen treffen will, sollte das ganze Bild kennen! Wir müssen auch auf die „andere Seite“ des Internets schauen und herausfinden, was die Akteure, die Global Player, umtreibt und wie genau sie mit uns und unserer Aufmerksamkeit Profit machen. Wir müssen wissen, was das Internet über uns denkt. Darum soll es in der nächsten Folge gehen. Es geht nicht mehr ohne Online und die digitale Welt ist komplex. Wir bewegen uns täglich darin, aber durchschauen wir sie auch? Mit Organisationen wie Mozilla könnt ihr mehr darüber lernen, welche Mechanismen im Netz greifen. Darum ist dieser Podcast für euch da. Mozilla ist ein non profit-Unternehmen und setzt sich im Gegensatz zu einigen anderen Tech-Unternehmen für euch als User ein. Mit seinen Produkten macht Mozilla die Internet Experience für alle besser: Beispielsweise mit dem Firefox Facebook Container, einer Erweiterung, die Facebook davon abhält, euch abseits ihrer Seite zu tracken, wenn ihr euch im Netz bewegt. Wenn euch dieser Podcast gefallen hat und ihr mehr darüber erfahren wollt, wie sich unsere Welt durch Technik wandelt, dann hört mal rein in den amerikanischen Podcast IRL - in real life. Unter www.irlpodcast.org . Und hört natürlich beim nächsten Mal wieder rein, Wenn es darum geht, warum die Währung im Internet eure Aufmerksamkeit ist.…
a
about:web – Der Podcast über das Internet, Dich und mich

Der Teaser zum brandneuen Podcast von ze.tt und Mozilla. about:web – Der brandneue Podcast von ze.tt und mozilla TEASER Willkommen in der Welt des Internets. Voll mit tollen, skurrilen, interessanten und - ja leider auch - verstörenden Sachen. Hier findet Du alles, vor allem Katzen Videos. Und Gifs - äh ich meine jiifs - oder doch Gifs - naja. Hier sprichst Du mit Deinen Freunden. Hier hörst du Musik. Hier kannst du in Echtzeit verfolgen, was überall auf der Welt passiert. Du kannst aber auch ganz ganz andere Sachen sehen: Mobbing, Hass, Fake-News, Hacking, und Unternehmen, die jeden Deiner Schritte verfolgen wollen… Wie irre ist es eigentlich, dass die wenigsten von uns auch nur die leiseste Ahnung haben, womit wir es hier zu tun haben. Dabei nutzen wir das Internet doch ständig, immer, überall. Es ist, als gäbe es zwei Welten - und als hätten wir damit zwei Persönlichkeiten: eine Online und eine Offline. Online machen wir Sachen, die uns offline nie einfallen würden. Wir lassen uns ausspionieren, nachverfolgen, wir sind manchmal fies und unreflektiert in Kommentaren, wir schwören Menschen Liebe, die wir noch nie zuvor getroffen haben. Und wir stellen Firmen unsere Geheimnisse zur Verfügung, um irgendeinen Service kostenlos nutzen zu können --- Das ist doch eigentlich komisch, oder? Gleichzeitig hat das Internet so unglaublich viel Wunderbares zu bieten! Es ist eine weltweite Ressource, die uns tatsächlich näher zusammenbringen kann. Und sie hat das Potential, uns als Menschheit und als globale Gesellschaft wachsen zu lassen. Ich bin Mae von ze.tt und ich führe euch in den kommenden Wochen durch den brandneuen Podcast about:web von Mozilla. Erkunden wir gemeinsam das Internet! Und schauen uns die guten und die weniger guten Dinge ganz genau an! Denn: Unser Online Leben ist längst unser Leben. Es gibt keine Unterscheidung, keine zwei getrennte Welten mehr. Das Internet wird von Menschen gemacht und auch von Menschen geformt, gelesen, gesehen. Entscheidungen, die du heute online triffst, beeinflussen dein offline-Leben – auch in Zukunft. Darum müssen wir uns fragen: Wie wollen wir das Internet eigentlich nutzen? Wir können wir unsere Daten schützen? Wie versucht man unsere Aufmerksamkeit im Netz zu lenken und uns Zeug zu verkaufen? Macht uns das Internet einsam? Und in welche Utopien und Dystopien steuern wir? All das werden wir gemeinsam herausfinden. Um Antworten zu finden, haben wir uns mit Mozilla zusammengetan. Ihr kennt Mozilla vielleicht als Macher von Firefox dem Internetbrowser. Was ihr vielleicht aber nicht wusstet, ist, dass Mozilla ein Non-Profit Unternehmen ist. Es kümmert sich mehr als die meisten Technologieunternehmen darum, das Richtige zu tun und sich für uns als User einzusetzen. Sie helfen uns, Licht ins Dunkle zu bringen und Zusammenhänge zu erläutern, die vielen von uns gar nicht bewusst sind. Und wenn ihr Firefox nutzt, helft ihr Mozilla, Initiativen und Programme zu fördern, die die schönen Seiten des Internets hervorheben und die weniger guten abschwächen können. Also: Bleibt dran. Bald gehts los! Mit dem brandneuen Podcast about:web!…
Welcome to Player FM!
Player FM is scanning the web for high-quality podcasts for you to enjoy right now. It's the best podcast app and works on Android, iPhone, and the web. Signup to sync subscriptions across devices.