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Eine beunruhigende Vorstellung? Es gibt einen, der Herr über alle ist? Für einen durch Demokratie geprägten Menschen, kein leichter Gedanke. Gleichzeitig aber auch eine faszinierende Option: weniger Bürokratie, endlich klare Entscheidungsebenen, endlich verlässliche Richtlinienkompetenzen. Einer ist derselbe Herr für alle. In den Ohren amtierender Machthaber, mag so etwas verlockend klingen. Einer der Herr über alle und alles. Ich bin überrascht, dass es eine breite Bereitschaft zu geben scheint, solch einem Modell zu huldigen. Erstaunliche Wahlergebnisse der letzten Monate, lassen das erahnen. Mit einiger Skepsis schlage ich also die Bibelstelle Römerbrief, Kap.10 Vers 12 auf. Der Zusammenhang seiner Entstehung hilft mir, den Text etwas besser zu verstehen. Der Verfasser dieses Briefes, Paulus, ist ein jüdischer Gelehrter. Auf spektakuläre Weise wurde er zu einem Freund und Nachfolger von Jesus. Seitdem versteht er sich als ein Brückenbauer zwischen Judentum und Christentum. Warum? Er ist der Überzeugung, dass das Volk der Juden, das geliebte und auserwählte Volk Gottes ist. Am Anfang unseres 10. Kapitels stellt er den Juden das Zeugnis aus, dass sie wahrhaft eifrige Gottesverehrer sind. Aber, sie haben eine Sache noch nicht verstanden. Die Zeiten haben sich geändert.
Die Gottesverehrung findet nicht mehr dadurch statt, dass ich möglichst perfekt Gott diene. Seit Jesus in die Welt kam, wird Gottesverehrung anders definiert: Mit dem Mund Jesus als den Herrn bekennen und im Herzen glauben, dass Gott ihn von den Toten auferstehen ließ. Kaum zu glauben, aber wahr. So stellt Gott seine Ehre her. Paulus zieht daraus einen folgenreichen Schluss: Wenn das so ist, dann sind es nicht nur die recht gläubigen Juden, die Gottes Wohlgefallen haben, sondern alle, die auf diese Weise Gott verehren: nämlich Jesus Christus als den Herrn anerkennen und daran glauben, dass Gott ihn zum Herrn über Leben und Tod erhöht hat. Jesus Christus, der Herr über Leben und Tod ist. An ihm entscheidet sich, wer das Leben hat. Das wahre Leben hier, welches in das ewige Leben einmündet. Es gibt nur einen Herren, der Herr ist über alle. Das heißt, durch Jesus erklärt sich Gott als der Herr, der für alle da ist. Es gibt zwei wesentliche Punkte in dieser Botschaft. 1. Gott ist reich für alle. 2. Gott bindet sich an eine grundlegende Bedingung. Zuerst die Sache mit dem Reichtum. Sofort denke ich an die himmelschreiende Armut in dieser Welt und kann mir nichts Besseres wünschen, als einen reichen Herren, der sich für diese Welt zuständig erklärt. Aber worin ist Gott so reich? Was ist der wahre Schatz seiner Kirche?
Martin Luther formulierte es in der 62.These an der Wittenberger Schlosskirche so: „Der wahre Schatz der Kirche ist das hochheilige Evangelium von der Herrlichkeit und Gnade Gottes“. Dieser Herr ist reich an Herrlichkeit und Gnade. Von Jefferson Bethke, Seatle, las ich den Ausspruch „Wenn göttliche Gnade Wasser wäre, dann sollte Gottes Kirche, ein Ozean der Liebe sein.“(Zitat n. mdl. Überlieferung) Der Reichtum des Herrn, von dem hier die Rede ist, ist Barmherzigkeit. Wenn jemals jemand sich in Verbindung bringt mit diesem Gott, dann muss er sich messen lassen an der Barmherzigkeit, die von ihm ausgeht. Gott will seinen Reichtum niemandem vorenthalten.
Niemandem? Ich komme zur grundlegenden Einschränkung: Der Reichtum Gottes gilt nur denen, die ihn anrufen. Gottes Bereitschaft zu geben und zu vergeben, gilt nur denen, die ihn darum bitten. Das mag ein leises Stöhnen sein, ein starkes Beten, ein verzweifelter Schrei, oder bittere zu ihm hin geweinte Tränen. Egal. Wer sich an Gott wendet, ihn mit Vater anspricht, schreibt Paulus, bekommt das Anrecht sein Kind, sein Erbe sein zu dürfen. Egal wer, egal woher, egal wie: Es ist über alle derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen. Gott ist nicht dadurch mein Herr, dass ich allein groß von ihm rede, sondern dass ich zulasse, dass seine Barmherzigkeit sich in meinem Leben widerspiegelt und ich seine Güte an andere weitergebe.
Autor: Pfarrer Martin Hüfken
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Eine beunruhigende Vorstellung? Es gibt einen, der Herr über alle ist? Für einen durch Demokratie geprägten Menschen, kein leichter Gedanke. Gleichzeitig aber auch eine faszinierende Option: weniger Bürokratie, endlich klare Entscheidungsebenen, endlich verlässliche Richtlinienkompetenzen. Einer ist derselbe Herr für alle. In den Ohren amtierender Machthaber, mag so etwas verlockend klingen. Einer der Herr über alle und alles. Ich bin überrascht, dass es eine breite Bereitschaft zu geben scheint, solch einem Modell zu huldigen. Erstaunliche Wahlergebnisse der letzten Monate, lassen das erahnen. Mit einiger Skepsis schlage ich also die Bibelstelle Römerbrief, Kap.10 Vers 12 auf. Der Zusammenhang seiner Entstehung hilft mir, den Text etwas besser zu verstehen. Der Verfasser dieses Briefes, Paulus, ist ein jüdischer Gelehrter. Auf spektakuläre Weise wurde er zu einem Freund und Nachfolger von Jesus. Seitdem versteht er sich als ein Brückenbauer zwischen Judentum und Christentum. Warum? Er ist der Überzeugung, dass das Volk der Juden, das geliebte und auserwählte Volk Gottes ist. Am Anfang unseres 10. Kapitels stellt er den Juden das Zeugnis aus, dass sie wahrhaft eifrige Gottesverehrer sind. Aber, sie haben eine Sache noch nicht verstanden. Die Zeiten haben sich geändert.
Die Gottesverehrung findet nicht mehr dadurch statt, dass ich möglichst perfekt Gott diene. Seit Jesus in die Welt kam, wird Gottesverehrung anders definiert: Mit dem Mund Jesus als den Herrn bekennen und im Herzen glauben, dass Gott ihn von den Toten auferstehen ließ. Kaum zu glauben, aber wahr. So stellt Gott seine Ehre her. Paulus zieht daraus einen folgenreichen Schluss: Wenn das so ist, dann sind es nicht nur die recht gläubigen Juden, die Gottes Wohlgefallen haben, sondern alle, die auf diese Weise Gott verehren: nämlich Jesus Christus als den Herrn anerkennen und daran glauben, dass Gott ihn zum Herrn über Leben und Tod erhöht hat. Jesus Christus, der Herr über Leben und Tod ist. An ihm entscheidet sich, wer das Leben hat. Das wahre Leben hier, welches in das ewige Leben einmündet. Es gibt nur einen Herren, der Herr ist über alle. Das heißt, durch Jesus erklärt sich Gott als der Herr, der für alle da ist. Es gibt zwei wesentliche Punkte in dieser Botschaft. 1. Gott ist reich für alle. 2. Gott bindet sich an eine grundlegende Bedingung. Zuerst die Sache mit dem Reichtum. Sofort denke ich an die himmelschreiende Armut in dieser Welt und kann mir nichts Besseres wünschen, als einen reichen Herren, der sich für diese Welt zuständig erklärt. Aber worin ist Gott so reich? Was ist der wahre Schatz seiner Kirche?
Martin Luther formulierte es in der 62.These an der Wittenberger Schlosskirche so: „Der wahre Schatz der Kirche ist das hochheilige Evangelium von der Herrlichkeit und Gnade Gottes“. Dieser Herr ist reich an Herrlichkeit und Gnade. Von Jefferson Bethke, Seatle, las ich den Ausspruch „Wenn göttliche Gnade Wasser wäre, dann sollte Gottes Kirche, ein Ozean der Liebe sein.“(Zitat n. mdl. Überlieferung) Der Reichtum des Herrn, von dem hier die Rede ist, ist Barmherzigkeit. Wenn jemals jemand sich in Verbindung bringt mit diesem Gott, dann muss er sich messen lassen an der Barmherzigkeit, die von ihm ausgeht. Gott will seinen Reichtum niemandem vorenthalten.
Niemandem? Ich komme zur grundlegenden Einschränkung: Der Reichtum Gottes gilt nur denen, die ihn anrufen. Gottes Bereitschaft zu geben und zu vergeben, gilt nur denen, die ihn darum bitten. Das mag ein leises Stöhnen sein, ein starkes Beten, ein verzweifelter Schrei, oder bittere zu ihm hin geweinte Tränen. Egal. Wer sich an Gott wendet, ihn mit Vater anspricht, schreibt Paulus, bekommt das Anrecht sein Kind, sein Erbe sein zu dürfen. Egal wer, egal woher, egal wie: Es ist über alle derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen. Gott ist nicht dadurch mein Herr, dass ich allein groß von ihm rede, sondern dass ich zulasse, dass seine Barmherzigkeit sich in meinem Leben widerspiegelt und ich seine Güte an andere weitergebe.
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