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Kunst für eine bessere Welt – Sean Scully im Ludwig Museum Koblenz

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„Doric Europa“ heißt das imposante Werk des irischen Künstlers Sean Scully. Knapp drei auf vier Meter groß ist die auf Aluminium gemalte Komposition, 2012 entstanden. Einer der Blockbuster des Künstlers, die ihn weltberühmt machten. Schwarze, graue und beigefarbene Rechtecke fügen sich aneinander. Das Werk erinnert an Getreide-Felder, die von oben fotografiert wurden. Abgebrannt vielleicht, manche vertrocknet. Es könnten aber auch aufgestapelte, riesige Betonbrocken auf einer Baustelle sein.

Sean Scully will das Unmögliche

Der heute 78-jährige Künstler ist ein Wanderer zwischen den Welten. „Ich möchte kein akademisches Design“ sagt Scully. „Ich möchte etwas Abstraktes machen, das aber auch etwas Figuratives in sich hat. Ich will das Unmögliche und nicht weniger.“ Die Ausstellung im Koblenzer Ludwig Museum zeigt den Weg Sean Scullys vom Figürlichen zum Abstrakten und wieder zurück. „Viele vergessen, dass er figurativ begonnen hat und dann zur Abstraktion fand“, sagt Museumsdirektorin Beate Reifenscheid. „2015 hat er begonnen, seinen Sohn zu zeichnen. Das war der Grund, das er gesagt hat: Ich gehe nochmal in die figurative Malerei.“

„Mein Sohn ist meine Muse“

Versunken spielt ein kleiner Junge am Strand. Er trägt ein rosa Shirt und einen grünen Sonnenhut. Das Gesicht erkennt man nicht. Verträumt baut er eine Sandburg. Und hier sieht man plötzlich weiche Formen, breite Pinselstriche, Farben. Das Gemälde ist eine Augenblicksaufnahme eines unbeschwerten Moments – so wie Sean Scully seinen Sohn Oisín sieht: „Mein Sohn ist meine Muse. Ich fotografiere ihn auch. Aber nichts ist bedeutender als Malerei. Malerei hat Dimension und Körper und abstrakte Möglichkeiten. Ich will etwas machen, das ewig ist.“

Von ganz unten hochgearbeitet

Wenn Sean Scully spricht, dann schwingt etwas Transzendentes mit, aber auch Dankbarkeit. Er ist naturverbunden, isst weder Fleisch noch Fisch. Er stamme aus einer sehr armen Familie, die eigentlich kein festes Zuhause hatte, erzählt Scully. Und es habe damals nur zwei Möglichkeiten gegeben: Ganz unten in der Gesellschaft bleiben oder berühmt werden. Sean Scully wurde berühmt. Lebt und arbeitet in New York, Deutschland und in Aix en Provence, vor allem aber in London. Richtig sesshaft ist er immer noch nicht.

Kritische Haltung zu Amerika

Seine kritische Haltung zu Amerika wird in seiner Serie „Ghost“ deutlich: Die Sterne der amerikanischen Flagge sind hinuntergefallen, liegen verstreut am Bildrand, statt der Sterne nun ein Revolver. „Da befasst er sich intensiv mit den Schusswaffen in Amerika. Ausgehend davon, dass auch sehr viele Amokläufe in Schulen stattfinden“, sagt Beate Reifenscheid. „Es ist ein Abgesang auf die große Nation Amerika.“ Die Ausstellung im Ludwig Museum Koblenz zeigt umfassend die verschiedenen Aspekte im Werk von Sean Scully. Der will mit seiner Kunst allerdings mehr, als sie nur in Ausstellungen zeigen: „Ich wünsche, dass wir endlich mit dem Krieg aufhören. Ich möchte eine Brücke sein. Ich brauche die Leute in der Mitte, die nachdenken. Das wünsche ich mir für die Zukunft, dass wir alle in der Mitte sind.“
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„Doric Europa“ heißt das imposante Werk des irischen Künstlers Sean Scully. Knapp drei auf vier Meter groß ist die auf Aluminium gemalte Komposition, 2012 entstanden. Einer der Blockbuster des Künstlers, die ihn weltberühmt machten. Schwarze, graue und beigefarbene Rechtecke fügen sich aneinander. Das Werk erinnert an Getreide-Felder, die von oben fotografiert wurden. Abgebrannt vielleicht, manche vertrocknet. Es könnten aber auch aufgestapelte, riesige Betonbrocken auf einer Baustelle sein.

Sean Scully will das Unmögliche

Der heute 78-jährige Künstler ist ein Wanderer zwischen den Welten. „Ich möchte kein akademisches Design“ sagt Scully. „Ich möchte etwas Abstraktes machen, das aber auch etwas Figuratives in sich hat. Ich will das Unmögliche und nicht weniger.“ Die Ausstellung im Koblenzer Ludwig Museum zeigt den Weg Sean Scullys vom Figürlichen zum Abstrakten und wieder zurück. „Viele vergessen, dass er figurativ begonnen hat und dann zur Abstraktion fand“, sagt Museumsdirektorin Beate Reifenscheid. „2015 hat er begonnen, seinen Sohn zu zeichnen. Das war der Grund, das er gesagt hat: Ich gehe nochmal in die figurative Malerei.“

„Mein Sohn ist meine Muse“

Versunken spielt ein kleiner Junge am Strand. Er trägt ein rosa Shirt und einen grünen Sonnenhut. Das Gesicht erkennt man nicht. Verträumt baut er eine Sandburg. Und hier sieht man plötzlich weiche Formen, breite Pinselstriche, Farben. Das Gemälde ist eine Augenblicksaufnahme eines unbeschwerten Moments – so wie Sean Scully seinen Sohn Oisín sieht: „Mein Sohn ist meine Muse. Ich fotografiere ihn auch. Aber nichts ist bedeutender als Malerei. Malerei hat Dimension und Körper und abstrakte Möglichkeiten. Ich will etwas machen, das ewig ist.“

Von ganz unten hochgearbeitet

Wenn Sean Scully spricht, dann schwingt etwas Transzendentes mit, aber auch Dankbarkeit. Er ist naturverbunden, isst weder Fleisch noch Fisch. Er stamme aus einer sehr armen Familie, die eigentlich kein festes Zuhause hatte, erzählt Scully. Und es habe damals nur zwei Möglichkeiten gegeben: Ganz unten in der Gesellschaft bleiben oder berühmt werden. Sean Scully wurde berühmt. Lebt und arbeitet in New York, Deutschland und in Aix en Provence, vor allem aber in London. Richtig sesshaft ist er immer noch nicht.

Kritische Haltung zu Amerika

Seine kritische Haltung zu Amerika wird in seiner Serie „Ghost“ deutlich: Die Sterne der amerikanischen Flagge sind hinuntergefallen, liegen verstreut am Bildrand, statt der Sterne nun ein Revolver. „Da befasst er sich intensiv mit den Schusswaffen in Amerika. Ausgehend davon, dass auch sehr viele Amokläufe in Schulen stattfinden“, sagt Beate Reifenscheid. „Es ist ein Abgesang auf die große Nation Amerika.“ Die Ausstellung im Ludwig Museum Koblenz zeigt umfassend die verschiedenen Aspekte im Werk von Sean Scully. Der will mit seiner Kunst allerdings mehr, als sie nur in Ausstellungen zeigen: „Ich wünsche, dass wir endlich mit dem Krieg aufhören. Ich möchte eine Brücke sein. Ich brauche die Leute in der Mitte, die nachdenken. Das wünsche ich mir für die Zukunft, dass wir alle in der Mitte sind.“
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