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Tine Melzer – Do Re Mi Fa So

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Der Ausstieg aus dem gesellschaftlichen Leben ist in diesem Fall ein Einstieg. Eine hübsche Idee ist es auch, die Badewanne, in die man gestiegen ist, einfach nicht mehr zu verlassen. Doch das ist auch schon fast alles in Tine Melzers zweitem Roman „Do Re Mi Fa So“. Der Ausgangsidee folgt nur noch Gerede. Der Opernsänger Sebastian Saum – was wohl von säumig kommt – hat sich zwar noch die Mühe gemacht, die Wanne nach dem Bad trocken zu reiben, um sie mit Kissen und Decken auszustatten. Aber dann bleibt er liegen und hat nun sehr viel Zeit zu räsonieren, sechzehn Kapitel lang, die in ermüdender Regelmäßigkeit mit dem morgendlichen Erwachen beginnen. Wehleidig ist dieser neuzeitliche Oblomow auch, wenn er über sich sagt:
Womöglich habe ich mich selbst in der Ruhestand versetzt. Aber gerade jetzt mag ich nicht das Richtige tun. Deshalb bin ich ja hier.

Quelle: Tine Melzer – Do Re Mi Fa So

Von Socken und Langeweile

Dann kommt der Pianist Franz mit dem Frühstück. Franz wohnt eine Etage tiefer, hat dort ein eigenes Bad und offenbar sehr viel Geduld mit der enervierenden Person in der Wanne. Die beiden sind so etwas wie eine schwules Paar, allerdings ohne Liebe und ohne Sex, was ja eigentlich, wenn schon Badewanne, nahe läge. Stattdessen denkt Sebastian ausdauernd über Kleiderfragen nach, welche Hemden in seinem Leben eine Rolle gespielt haben, welche Stiefel er wann trug und welche Socken im Schlafzimmer über der Stuhllehne hängen. All das ist von Herzen uninteressant. Es wird auch in den Passagen nicht fesselnder, in denen Sebastian sich an den Tod seiner Mutter erinnert und über seltsame Worte wie „Beisetzung“ nachdenkt. Immerhin gelingt ihm eine brauchbare Definition der Langeweile, unter der er leidet, und die Tine Melzer geradezu schmerzhaft spürbar werden lässt:
Ich stelle nichts her außer Zeit und lasse die Stunden über mich ergehen, weil ich es kann.

Quelle: Tine Melzer – Do Re Mi Fa So

Überfülle an Metaphern

Genauso verhält es sich auch mit diesem Roman. Tine Melzer schreibt ihn, weil sie es kann. Allerdings fragt man sich beim Lesen, warum dieser eher lethargische Mann, der doch eigentlich Abstand von allen Verpflichtungen nehmen wollte, unentwegt redet und wem er das alles erzählt. Das Buch ist in der Ich-Form und im Präsens gehalten, so dass es so klingt, als spräche er aus der Wanne in ein Diktafon. Präsens und Ich-Form, das sollte man eigentlich im Schreibkurs lernen, geht niemals gut, weil man nicht während des Lebensvollzugs mitschreiben kann. Doch das ist nicht das einzige Problem dieser Prosabemühung. Melzer neigt zu einer Überfülle an Metaphern und Wie-Vergleichen, die nie ganz stimmig sind. So heißt es beispielsweise:
Ziellos wie Zugvögel ohne Magnetfeld bleibe ich, wo ich bin.

Quelle: Tine Melzer – Do Re Mi Fa So

Aber Zugvögel bleiben nun mal nicht, wo sie sind, und wenn das Magnetfeld sich verändert, fliegen sie in die Irre. Auch wenn es sich um Figurenrede handelt, muss man ja nicht jeden Unsinn zu Papier bringen. Zu derlei Ungenauigkeiten kommen Sätze, über die man lange und vergeblich nachdenkt:
Ich wohne der Geburt der Stimme aus dem Inneren des Radiomoderators bei.

Quelle: Tine Melzer – Do Re Mi Fa So

Kraftlos in der Badewanne

Vom Beiwohnen mal ganz abgesehen: Ist damit vielleicht der kleine Mann im Inneren des Radios gemeint? Aber wieso gebärt er eine Stimme? Man könnte darüber hinweglesen, wenn der arme Romanheld mehr zu bieten hätte, als über Socken und Strümpfe nachzudenken. Wenn es wenigsten um Musik und sein Leben als Musiker ginge. Aber das kommt nur beiläufig und ganz am Rande vor. Am Ende wird es ihm selbst zu fad in der Wanne, doch er hat nicht mehr die Kraft auszusteigen. Erst als der gute Geist Franz dann auch die Geduld verliert und nicht mehr mit leckerem Essen und Getränken erscheint, ist Sebastian gezwungen aufzustehen und das Haus zu verlassen. Danke, möchte man ihm zurufen. Endlich! Seine abschließende Frage, wer ihn wohl vermissen würde, wenn er nicht wiederkäme, lässt sich präzise mit „Niemand“ beantworten.
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Womöglich habe ich mich selbst in der Ruhestand versetzt. Aber gerade jetzt mag ich nicht das Richtige tun. Deshalb bin ich ja hier.

Quelle: Tine Melzer – Do Re Mi Fa So

Von Socken und Langeweile

Dann kommt der Pianist Franz mit dem Frühstück. Franz wohnt eine Etage tiefer, hat dort ein eigenes Bad und offenbar sehr viel Geduld mit der enervierenden Person in der Wanne. Die beiden sind so etwas wie eine schwules Paar, allerdings ohne Liebe und ohne Sex, was ja eigentlich, wenn schon Badewanne, nahe läge. Stattdessen denkt Sebastian ausdauernd über Kleiderfragen nach, welche Hemden in seinem Leben eine Rolle gespielt haben, welche Stiefel er wann trug und welche Socken im Schlafzimmer über der Stuhllehne hängen. All das ist von Herzen uninteressant. Es wird auch in den Passagen nicht fesselnder, in denen Sebastian sich an den Tod seiner Mutter erinnert und über seltsame Worte wie „Beisetzung“ nachdenkt. Immerhin gelingt ihm eine brauchbare Definition der Langeweile, unter der er leidet, und die Tine Melzer geradezu schmerzhaft spürbar werden lässt:
Ich stelle nichts her außer Zeit und lasse die Stunden über mich ergehen, weil ich es kann.

Quelle: Tine Melzer – Do Re Mi Fa So

Überfülle an Metaphern

Genauso verhält es sich auch mit diesem Roman. Tine Melzer schreibt ihn, weil sie es kann. Allerdings fragt man sich beim Lesen, warum dieser eher lethargische Mann, der doch eigentlich Abstand von allen Verpflichtungen nehmen wollte, unentwegt redet und wem er das alles erzählt. Das Buch ist in der Ich-Form und im Präsens gehalten, so dass es so klingt, als spräche er aus der Wanne in ein Diktafon. Präsens und Ich-Form, das sollte man eigentlich im Schreibkurs lernen, geht niemals gut, weil man nicht während des Lebensvollzugs mitschreiben kann. Doch das ist nicht das einzige Problem dieser Prosabemühung. Melzer neigt zu einer Überfülle an Metaphern und Wie-Vergleichen, die nie ganz stimmig sind. So heißt es beispielsweise:
Ziellos wie Zugvögel ohne Magnetfeld bleibe ich, wo ich bin.

Quelle: Tine Melzer – Do Re Mi Fa So

Aber Zugvögel bleiben nun mal nicht, wo sie sind, und wenn das Magnetfeld sich verändert, fliegen sie in die Irre. Auch wenn es sich um Figurenrede handelt, muss man ja nicht jeden Unsinn zu Papier bringen. Zu derlei Ungenauigkeiten kommen Sätze, über die man lange und vergeblich nachdenkt:
Ich wohne der Geburt der Stimme aus dem Inneren des Radiomoderators bei.

Quelle: Tine Melzer – Do Re Mi Fa So

Kraftlos in der Badewanne

Vom Beiwohnen mal ganz abgesehen: Ist damit vielleicht der kleine Mann im Inneren des Radios gemeint? Aber wieso gebärt er eine Stimme? Man könnte darüber hinweglesen, wenn der arme Romanheld mehr zu bieten hätte, als über Socken und Strümpfe nachzudenken. Wenn es wenigsten um Musik und sein Leben als Musiker ginge. Aber das kommt nur beiläufig und ganz am Rande vor. Am Ende wird es ihm selbst zu fad in der Wanne, doch er hat nicht mehr die Kraft auszusteigen. Erst als der gute Geist Franz dann auch die Geduld verliert und nicht mehr mit leckerem Essen und Getränken erscheint, ist Sebastian gezwungen aufzustehen und das Haus zu verlassen. Danke, möchte man ihm zurufen. Endlich! Seine abschließende Frage, wer ihn wohl vermissen würde, wenn er nicht wiederkäme, lässt sich präzise mit „Niemand“ beantworten.
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